Altlasten
Dez 192006
 

Olle Kamellen

Sie erinnern sich mit Sicherheit noch an den geplanten Bau des Holiday-Inn-Hotels an der Jadestraße. Aus diesem Projekt ist ja bekanntlich nichts geworden, weil urplötzlich aufgetauchte Altlasten es verzögerten und die Investoren schließlich absprangen.

In Gang gesetzt und geplant hatte das Objekt die ICP Investment Consult Project Development GmbH des Wilhelmshavener Ingenieurs Rüdiger Tober. Zum Erliegen kam die Planung, als bei Tiefbauarbeiten plötzlich Öl sprudelte – und nicht einfach irgendein Öl, sondern ein Chemiecocktail, der den Bauarbeitern buchstäblich die Gummistiefel wegätzte.
Nun war die Aufregung groß – die Stadt Wilhelmshaven gab sich überrascht, dass da auf dem Gelände so etwas auftauchen konnte. Ebenso überrascht gab sich der Grundstückskäufer Tober, der das Grundstück laut Kaufvertrag altlastenfrei und sauber gekauft hatte. Zum Glück hatte Rüdiger Tober die Kaufsumme noch nicht überwiesen und somit war er erst einmal aus dem Schneider. Hätte er den Betrag schon überwiesen gehabt, dann wäre die Entsorgung seine Sache gewesen – so musste der Staat eingreifen und die millionenschwere Altlastbeseitigung übernehmen.
Nun fing Tober an zu recherchieren, ob die Stadt Wilhelmshaven wirklich nichts von der Altlast gewusst hatte. Von vielen Seiten bekam er Hinweise, Unterlagen und Gutachten, die seiner Meinung ganz klar bewiesen, dass die Stadt von den Altlasten Kenntnis gehabt hatte.
ToberDeutlich dargestellt wurden die Altlasten z.B. in der ARSU-Studie „Gefährdungsabschätzung der Rüstungsaltlasten in Wilhelmshaven“ aus dem Jahre 1992, die ausdrücklich auf die Probleme in dem beplanten Bereich hinweist. Tober gelangte auch in den Besitz vieler amtlicher Schriftstücke, in denen über die Altlastproblematik debattiert wurde, in denen auf diese Problematik hingewiesen wurde und so weiter und so fort.
Nach dem Studium all dieser Quellen war für ihn klar: Die Stadt Wilhelmshaven wusste von den Altlastproblemen auf dem von ihm gekauften Grundstück. Nicht erklären konnte er sich allerdings, warum sie ein solches Spiel spielte. Doch da geht es dann in den Bereich von Verschwörungstheorien und ähnlichen Animositäten, wofür der Gegenwind nicht mehr zuständig ist.
Ein Sahnehäubchen gibt es allerdings noch: Rüdiger Tober stellte in einem Artikel im Jeverschen Wochenblatt Anfang Oktober 2006 eben die Behauptung auf, dass die Stadt Wilhelmshaven von den Altlasten wusste. Wenige Tage später bekam er Post von der Stadt Wilhelmshaven, in der er aufgefordert wurde, die Behauptung zurückzunehmen, ansonsten …
Tober schrieb kurz und bündig an die Stadt, dass er bei seiner Aussage bleibt. Doch statt der erwarteten gerichtlichen Auseinandersetzung setzte Funkstille ein. Bis heute jedenfalls hat sich die Stadt nicht gerührt.
Rüdiger Tober hatte bei der ganzen Geschichte auch noch ein gehöriges Quantum Glück: Seine Investoren für das Holiday-Inn waren inzwischen zwar abgesprungen – doch hatte er das Verfahren inzwischen ja so weit vorangetrieben, dass einem sofortigen Baubeginn nichts mehr im Wege stehen würde – und diese Option verkaufte er mit einem ordentlichen Gewinn. Und diesen Gewinn setzt Tober nun ein, um die Planungen im Bereich der Wiesbadenbrücke voranzutreiben.

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