Agnes Miegel
Juni 042008
 

Mit dem Agnes-Miegel-Kult brechen

Vom 29. Februar bis zum 2. März fanden in Bad Nenndorf die „Agnes-Miegel-Tage“ statt.

Das „Bündnis gegen Agnes-Miegel-Verherrlichung“ rief dagegen zu einer Demonstration auf. Angesichts der aktuellen Bestrebungen der Umbenennung der Wilhelmshavener Agnes-Miegel-Schule veröffentlichen wir Auszüge aus den Infoblättern und Pressemitteilungen des Bündnisses.

Wer war Agnes Miegel?

Die „Heimatdichterin“ Agnes Miegel wurde 1879 im damaligen Königsberg geboren. Bereits zur Zeit der Weimarer Republik waren ihre Gedichte, die vornehmlich von der „Schönheit der ostpreußischen Heimat“ handeln, in extrem konservativen Kreisen beliebt. So verwundert es nicht, dass sie nach 1933 zum Star am „Kulturhimmel“ des Nationalsozialismus aufstieg. Während die Bücher vieler ihrer Kollegen von den Agnes MiegelNazis verbrannt wurden, trat Miegel in die nazistische „Preußische Akademie der Dichtung“ ein. 1937 wurde sie Mitglied der NS-Frauenschaft und 1940 der NSDAP. Sie durfte im Nationalsozialismus frei publizieren und wurde für ihre Werke, in denen sie sich immer wieder positiv auf die „Volksgemeinschaft“ und die „Blut- und Boden-Ideologie“ bezog, mit Auszeichnungen überhäuft, darunter mit dem „Ehrenzeichen der Hitlerjugend“. Ihre Zustimmung zum deutschen Faschismus verdeutlichte sie darüber hinaus in Lobeshymnen an Adolf Hitler. Im Gedicht „An den Führer“ schrieb sie: „Unsere Herzen, hart von Not und Krieg, hat mit seinen glühenden glaubensvollen Worten er durchpflügt wie Ackerschollen, bis ein neuer Frühling in uns stieg.“ Weiter heißt es dort: „Lass deine Hand Führer! uns vor aller Welt bekennen: Du und wir nie mehr zu trennen, stehen ein für unser Vaterland!“ Nach der Niederlage des Nationalsozialismus 1945 musste sie Königsberg verlassen und wurde bis 1949 mit einem Schreibverbot von den Alliierten belegt. Ihre neues Zuhause wurde Bad Nenndorf, wo ihr als Ehrenbürgerin ein lebenslanges Wohnrecht zugestanden wurde. Eine Distanzierung von ihrem Wirken im Nationalsozialismus gab es nie. Nicht zuletzt deswegen erlangte sie große Beliebtheit in „Vertriebenenkreisen“. 1963 verstarb die Unbelehrbare.

Der Agnes-Miegel-Kult in Bad Nenndorf

Eben diese Kreise gründeten 1969 die „Agnes-Miegel-Gesellschaft“, die das „Andenken der Dichterin“ bewahren will. Das Haus in Bad Nenndorf, in dem Miegel bis zu ihrem Tod lebte, wurde von der Gesellschaft zu einer Gedenkstätte umfunktioniert. Bis heute führt die Gesellschaft dort Veranstaltungen durch.Miegel 63
Auf der einen Seite verschweigt die Agnes-Miegel-Gesellschaft in ihren Veröffentlichungen bewusst Miegels Rolle im Faschismus oder versucht diese zu verharmlosen. Auf der anderen Seite bestehen Kontakte zur extremen Rechten. Ein Beispiel dafür ist Gisela Limmer von Massow, die auf den „Agnes-Miegel-Tagen“ 2006 aus den Gedichten von Agnes Miegel vorlesen sollte. Limmer von Massow gehört dem Verein „Gedächtnisstätte“ an, der in Borna (Sachsen) ein Denkmal für die deutschen „Opfer“ des 2. Weltkrieges errichten will. Gründerin des Vereins ist die bekannte Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel, die mit dem Collegium Humanum (das Collegium Humanum wurde Anfang Mai 2008 vom Bundesinnenministerium verboten -hk- ) in Vlotho (NRW) das bedeutendste Zentrum für Holocaust-Leugner in Europa betreibt. Auf der Internetseite der Agnes-Miegel-Gesellschaft wird eine CD angeboten, auf der Gisela Limmer von Massow zusammen mit dem Wiener Neofaschisten Walter Marinovic Gedichte von Miegel rezitiert. Marinovic war bereits mehrfach Referent auf Veranstaltungen der NPD.
Neben der Agnes-Miegel-Gesellschaft und dem von ihr betriebenen Haus gibt es in Bad Nenndorf das Denkmal und einen nach Agnes Miegel benannten Platz. Für die Stadt Bad Nenndorf scheint Agnes Miegel ein Standortfaktor zu sein, mit dem sich Touristen anlocken lassen. Anders lässt sich nicht erklären, dass das Denkmal auf Kosten der Stadt an eine exponierte Stelle im Kurpark versetzt wurde. (…)

Widerstand

Die diesjährigen Agnes-Miegel-Tage der Agnes-Miegel-Gesellschaft, die vom 29.02. – 03.03. im Hotel Hannover in Bad Nenndorf stattfanden, bildeten den Anlass für die Gründung eines antifaschistischen Bündnisses, das dem Agnes-Miegel-Kult etwas entgegensetzen will. Das „Bündnis gegen Agnes-Miegel-Verherrlichung“ rief zu einer Demonstration am 01.03.2008 auf, die unter dem Motto „Mit dem Agnes-Miegel-Kult brechen! Gegen Opfermythen und Revisionismus!“ stand. (…)

Miegel Denkmal

Vom Bündnis gegen Agnes-Miegel-Verherrlichung verhülltes Denkmal in Bad Nenndorf

 

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