Agenda 21
Mai 242000
 

Jetzt geht's richtig los

Lokale Agenda 21 tritt in die Aktionsphase ein

(iz) In den vergangenen Ausgaben berichteten wir über Hintergründe und Strukturierungsphase des kommunalen Agenda-Prozesses in Wilhelmshaven. Nun liegt der erste Zwischenbericht der bisherigen Akteure vor, auf dessen Grundlage sich vier themenbezogene Arbeitskreise gebildet und begonnen haben, konkrete Projekte anzugehen.

Koordiniert wird das Ganze vom Agenda-Büro, das im März seine Arbeit aufgenommen hat. Es ist dem Umweltamt angegliedert und auch dort zu finden.
Im Agenda-Büro ist unter anderem (kostenlos) der Zwischenbericht erhältlich, den ein vierköpfiges Redaktionsteam im Auftrag aller bisherigen Akteure erstellt hat. Der Begriff „Akteure“ umfasst hier neudeutsch, aber zutreffend die etwa zwei Dutzend Vertreter/innen aus Bürgerschaft, Vereinen und Verbänden, Politik und Verwaltung, die sich im vergangenen Jahr auf mehreren Treffen grundlegende Gedanken über Ziele, Handlungsfelder und Maßnahmen der Agenda 21 in Wilhelmshaven gemacht haben. Auf 16 Seiten sind, neben allgemeinverständlichen Erläuterungen, die Ergebnisse zusammengefasst, wobei Randnotizen eine schnelle Übersicht ermöglichen. Dieser Bericht soll einerseits der Information des Rates der Stadt dienen, der 1998 beschlossen hatte, dass in Wilhelmshaven ein Agenda-Prozess in Gang gesetzt werden sollte. Vor allem aber soll der Bericht potenzielle neue, weitere Akteure motivieren und ansprechen – deshalb wurde auch Platz gelassen für Notizen zu eigenen Gedanken, Ideen, Projekten oder ggf. Fragen. Interessierte finden Literaturhinweise und Internetadressen zum Thema.
Das Agenda-Büro ist Anlaufstelle für solche Fragen und Ideen. Es koordiniert die Arbeit der Themenarbeitskreise und stellt den Kontakt zu diesen her.

agendaDie konkrete, projektorientierte Arbeit hingegen liegt bei den Arbeitskreisen bzw. allen, die sich diesen anschließen bzw. mit diesen kooperieren wollen. Denn die Agenda wird nicht von oben verordnet; Grundgedanke ist, dass die Initiative „von unten“, aus der Bürgerschaft, kommt. Die Gruppen haben im Mai zum ersten Mal getagt (bzw. tun dies noch nach Erscheinen dieser Ausgabe – s. Kasten) und freuen sich über jeden weiteren Mitstreiter.
Somit ist der Zwischenbericht kein eng fixierter Rahmen für das, was weiterhin passieren kann und soll, sondern Anregung und Motivation für viele weitere Ideen und Initiativen, auf die man gespannt sein darf. Es kann auch nicht oft genug betont werden, dass die Agenda 21 kein reines „Umweltprogramm“ ist, sondern im Sinne von „Global denken – lokal handeln“ gerade auch wirtschaftliche, soziale und kulturelle Aspekte zum Inhalt hat. Das beschreibt der Kernbegriff der „Nachhaltigkeit“, was bedeutet, dass gegenwärtige Generationen bei der Befriedigung ihrer Bedürfnisse – in allen Lebensbe- reichen – stets darauf achten, dass auch kommende Generationen ihre Bedürfnisse noch in gleichem Maße befriedigen können.
Insofern wird es Zeit, dass auch die örtlichen Vertreter der Wirtschaft, die sich bislang im Wilhelmshavener Agenda-Prozess ziemlich bedeckt gehalten haben, in Aktion treten.

Öffentlichkeitsarbeit

Übergeordnet und koordinierend zu den vier Themenarbeitskreisen wurde ein Arbeitskreis „Öffentlichkeitsarbeit“ eingerichtet. Dessen Aufgabe ist es, in Zusammenarbeit mit den örtlichen Medien sowie Rat und Verwaltung, die Bürgerschaft mit Informationen in allgemein verständlicher Form zu versorgen sowie über konkrete Aktivitäten zu informieren bzw. dafür zu motivieren. Eine der ersten Aufgaben wird es sein, eine umfassende Verteilerliste für mögliche Ansprechpartner zusammenzustellen. Dazu gehören in erster Linie alle Schulen, weiterhin Bürgervereine, Stadtteilkonferenzen, kirchliche, soziale und kulturelle Einrichtungen, Sport- und Freizeitvereine, Arbeitnehmer- und -geberverbände sowie natürlich Wirtschafts-, Handwerks- und ähnliche Verbände.

Eine wesentliche Aufgabe wird es sein, die lokalen Medien mit ins Boot zu bekommen. Nur einmal konnte bislang ein WZ-Vertreter bei einer Agenda-Sitzung begrüßt werden (ohne nachfolgende Berichterstattung); Mitte Mai war ein erster, wenig inhaltsreicher Artikel zur lokalen Agenda in der WZ zu finden. Der Chefredakteur vermag bislang kein öffentliches Interesse am Thema erkennen – doch da beißt sich die Katze in den Schwanz: Wie sollen sich Menschen für etwas interessieren, über das sie wenig informiert sind? Dabei belegt die Tatsache, dass die WZ z. B. 4.000 Menschen für die „Aktion Frühjahrsputz“ oder 3.000 für die „Tour durch die Natur“ in Bewegung bringen kann (übrigens beides Aktionen, die unter dem Dach der Agenda Platz finden könnten), dass das journalistische Know-how durchaus vorhanden ist. Für den Frühjahrsputz würde sich aber auch kaum jemand interessieren ohne die entsprechende Berichterstattung. Folgerichtig muss wohl auch die WZ-Chefetage erst mal ausgiebig informiert und motiviert werden, damit sie sich des publikumsträchtigen Themas „Lokale Agenda“ annimmt, das durchaus zum Dauerbrenner werden kann. Hilfreich für eine fruchtbare Zusammenarbeit wäre auch eine insgesamt offensivere und engagiertere Öffentlichkeitsarbeit der Stadt, um den Agenda-Prozess – auf Grundlage eines Ratsbeschlusses – voranzubringen.

… lasst uns nun endlich Taten sehen

Bereits die wenigen bisherigen Akteure haben schon eine Menge spannende Projektideen gesammelt, die mindestens so publikumswirksam wie die „Aktion Frühjahrsputz“ und im Zwischenbericht nachzulesen sind (einige Beispiele s. Kasten unten). Wir sind nun gespannt auf weitere Projektideen und die Resonanz verschiedener Gruppen oder auch einzelner Bürger/innen, sich einzelner Projekte anzunehmen. Am besten sollen zunächst kleine, überschaubare Projekte angegangen werden, um erste Erfahrungen zu sammeln und durch schnelle und sichere Erfolgserlebnisse die Motivation zu stärken.

Kommentar:Kurzer, abschließender Kommentar: Kleine, feine Schritte also. Nachdem wir nun seit Jahrzehnten, spätestens seit Ende des zweiten Weltkrieges leben und wirtschaften, als hätten wir noch beliebig viele Welten zum Ausweichen, muss man jetzt ja nicht alles auf einmal übers Knie brechen. Nur endlich mal damit anzufangen, mit und für unsere eine Welt zu leben, die wir tatsächlich haben – so wie wir Wilhelmshavener auch nur diese eine Stadt haben – diesen Neubeginn können und sollten wir nicht länger hinausschieben.

Einige Projektvorschläge der bisherigen Agenda-Akteure

  • Aufstellung einer Energiebilanz (CO2-Bilanz) für Wilhelmshaven
  • Wiedernutzung aufgegebener Gebäude und Flächen
  • Anreize für ökologisches und flächensparendes Bauen
  • Entsiegelung nicht benötigter Verkehrsflächen
  • Erarbeitung eines Verkehrskonzeptes
  • Auswahl der Tempo-30-km/h-Zonen optimieren
  • ÖPNV: Taktverdichtung, Sammeltaxi, Bedarfshaltestellen, Fahrplanverbesserung
  • Belohnung für den Umstieg vom Auto auf Rad oder Bus
  • Radwegenetz ausbauen und bevorrechtigen
  • Zusammenhängendes Radwegenetz in der City schaffen
  • Fahrradgaragen am Bahnhof
  • Car-sharing fördern
  • Aktivierung von Nachbarschaftshilfen
  • generationsübergreifende Wohnkonzepte fördern
  • stärkere Vernetzung lokaler Wirtschaft mit der Fachhochschule
  • Aufbau stadtteilorientierter Bürgerforen
  • Entwicklung eines gemeinsamen regionalen Tourismus- und Marketingkonzeptes
  • Schulhöfe entsiegeln und ökologisch umgestalten
  • (einheimische) Baumgeschenke an BauherrInnen
  • Gartenwettbewerbe nach ökologischen Kriterien
  • Zeitungsserie „Baumpersönlichkeiten in WHV“
  • Entwicklung von Gütesiegeln (Nationalparkprodukt u. ä.)
  • Umweltgerechtes, ressourcenschonendes Wirtschaften in der Verwaltung (Umweltmanagement)
  • ökologische, flächenschonende Bauweisen fördern („Freiflächen-Sharing“)
Agenda-Arbeitskreise
  • Umwelt, Natur, Flächennutzung und Verkehr: Herr Zens, Tel. 202376; nächstes Treffen: Mo, 19. Juni 2000, 19 Uhr, VHS, Raum 17
  • Klimaschutz und Energie: Herr Janßen, Tel. 162725
  • Soziales, Erziehung, Bildung und Kultur: Herr Witte, Tel. 161426
  • Wirtschaft und Arbeit: Herr Dr. Graul, Tel. 161412 (1. Treffen Dienstag, 30.5., 17 Uhr im Rathaus, Zimmer 355
Agenda-Büro

Umweltamt, Weserstr. 78 (Eingang Weserstraße, Erdgeschoss), 26382 Wilhelmshaven

Tel.: 04421-162724 oder 162725 Fax: 04421-162760

 

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