ADS-Kinder
Jul 212004
 

Sie wollen, wie sie sollen. Aber sie können nicht, wie sie wollen.

(noa) Sie beschreiben ihre Kinder u.a. als liebevoll, kreativ, ausdauernd, aber auch als rücksichtslos, zerstörerisch und schnell frustriert. Eltern von Kindern mit dem „Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom“ haben eine Menge Kummer und Sorgen, die andere Eltern nicht haben. Außer mit den besonderen Anforderungen ihrer Kinder haben sie jedoch auch noch mit der mal unterschwelligen, oft jedoch auch ausdrücklich geäußerten Unterstellung zu kämpfen, sie würden ihre Kinder falsch erziehen.

„Weit über 300.000 Kinder in Deutschland leiden unter dem ADHS, dem Aufmerksamkeits-Defizits-Hyperaktivitäts-Syndrom, auch als Zappelphilipp- oder Traumsusen-Verhalten bekannt geworden. Die einen sind unruhig, können sich nicht konzentrieren. Die anderen dösen vor sich hin, die nächsten sind aggressiv, bockig.“ (Jo Kanders, Medizinjournalist, im Artikel „Ist mein Kind fit für die erste Klasse?“ in der WZ vom 19.06.04) Ein betroffener Wilhelmshavener Vater sagte uns, dass von jedem ADHS-Kind sehr viele andere Menschen direkt oder indirekt beeinträchtigt werden, beeinträchtigt insofern, als dass das Kind Lehrkräfte oder ErzieherInnen durch seine extreme motorische Aktivität zur Verzweiflung treiben kann, die KameradInnen schlägt, ihnen Sachen kaputt macht usw.zappelphillip
Die Eltern dieser Kinder werden häufiger als andere in die Schule zitiert, um sich die „Sünden“ ihrer Kinder vorhalten zu lassen. Wir wissen von einem Grundschüler in Varel, dessen Verbleib auf der Schule davon abhängig gemacht wurde, dass er mit Ritalin mediziert wurde.
Ob es gut und nützlich oder im Gegenteil gefährlich ist, einem Kind Medikamente zu verabreichen, die es an die Verhaltens- und Leistungsanforderungen der Gesellschaft anpassen, ist eine von vielen Fragen, die Eltern betroffener Kinder sich stellen.
Die Selbsthilfegruppe für Eltern von Kindern mit ADS/ADHS, eine Elterngruppe der Wilhelmshavener Kinderhilfe e.V., setzt sich mit dieser und den vielen anderen Fragen auseinander. „Wir verstehen, helfen, beraten, tauschen Erfahrungen aus, vermitteln und hören zu“, so beschreibt die Gruppe ihr Angebot an andere betroffene Eltern.
Über die regelmäßigen Treffen hinaus organisiert diese Gruppe gelegentlich Veranstaltungen zu Themenschwerpunkten, zu denen Fachleute als Referenten eingeladen werden. Seit Bestehen der Gruppe gab es zahlreiche Veranstaltungen zu allen möglichen und bewährten Therapieformen, über die mittlerweile viele betroffene Eltern gut informiert sind. Die Selbsthilfegruppe will sich deshalb auch mit weitergehenden Themen auseinandersetzen. Im Juni sprach René Grotzek von der Suchtberatungsstelle der Diakonie zu der Frage: „Was brauchen Kinder und Jugendliche, um nicht süchtig zu werden?“ Diese Frage ist für Eltern von ADHS-Kindern besonders interessant, da vielfach gewarnt wird, die Medikamentengabe schon im Kindesalter bahne ein vermeintlich einfaches Problemlöseverhalten an nach dem Motto „für jedes Zipperlein eine Pille, und man muss sich nicht mehr selber anstrengen“.
Diesbezüglich konnte Grotzek die anwesenden Eltern beruhigen: Eine Untersuchung an 1000 ADS-Kindern ergab, dass ihr Risiko, irgendwann einmal zu Suchtstoffen zu greifen, nicht erhöht ist – eine größere Suchtgefahr wegen Ritalin-Medikation ist nicht nachweisbar.
Voraussichtlich wird das Thema die Gruppe auch weiterhin beschäftigen, ebenso wie viele andere Fragestellungen, die sich aus der besonderen Lage von Familien mit ADHS-Kindern ergeben. Neue TeilnehmerInnen sind willkommen.

Die ADS-Elterngruppe trifft sich jeweils am zweiten Dienstag im Monat um 20.15 Uhr im Elke-Walter-Haus der Wilhelmshavener Kinderhilfe e.V. in der Friedrich-Paffrath-Straße 114. Ansprechpartnerinnen sind Carena Friedrichsen (04423 – 7147) und Sabine Loyal (bine2@ewetel.net); die Leitung hat Doris Matzura von der WiKi (Tel. 98840).
Zum nächsten Treffen am Dienstag, den 10.08.04, sind alle „Alten“ und „Neuen“ recht herzlich eingeladen.

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