Theatertipp
„Es tut uns leid- Sie sind gefeuert!“
Kann man das Thema „Arbeitslosigkeit in Zeiten der New Economy“ spannend, bissig und humorvoll auf die Bühne bringen, ohne in geschmackloses Boulevardtheater abzugleiten? Auch Andreas Neu, der die Vorlage (nach dem autobiografisch beeinflussten Roman von Graham Lord) lieferte, war gespannt, als er zwei Stunden vor der Premiere an der Landesbühne in Wilhelmshaven eintraf. Die Uraufführung seines Stückes in Dresden war ziemlich in die Hose gegangen – „reiner Klamauk“.
Um so mehr geriet die Umsetzung durch Jochen Strauch (Regie) und Christoph Batscheider (Dramaturgie) zu einer positiven Überraschung. Mit einer Wahnsinnsenergie, die sich nach der Pause noch steigerte, trieben die Darsteller den Plot voran und bewiesen beim raschen Rollenwechsel ihre Vielseitigkeit, allen voran Heike Clauss.
Peter Hallam (fantastisch: Johannes Simons), nach 24 Jahren vom eiskalten Jungspund Jason Skudder (cool: Björn Klein) aus seinem Job gedrängt, verliert alles – Haus, Frau, Freunde. Doch angetrieben von seiner schrägen Schwiegermutter (sexy: Sibylle Hellmann) verharrt er nicht in der Opferrolle, sondern sinnt auf Rache – als moderner „Graf von Monte Christo“.
Der Einsatz der guten alten Drehbühne (in moderner Form) unterstreicht die mitreißende Dynamik der Handlung. Lässt Hallam sich anfangs naiv auf dem Karrierekarussell mitschaukeln, so ist er es, der – zunächst mit Mühe und dann immer spielerischer – Richtung und Geschwindigkeit bestimmt.
„Rache und Gerechtigkeit – das sind zwei verschiedene Dinge“ stellt Hallam am Ende fest, was seine Genugtuung kaum schmälert. Womöglich, hoffentlich, ist es mehr als ein schönes Märchen, dass Kollegialität, Fairness und die Erfahrung älterer Arbeitnehmer die brutalen, schnelllebigen Methoden der New Economy besiegen.
Imke Zwoch
Unsere Bewertung: Auf keinen Fall verpassen!
Nächste Aufführungen am 4., 15. und 22. Februar jeweils um 20 Uhr im Stadttheater.
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