Eislaufcenter
Apr 272006
 

Keine Chance?

Die unendliche Geschichte vom Eislaufcenter

(ag) Schon seit über einem halben Jahr dürfen die Wilhelmshavener vom Schlittschuhlaufen auch im Sommer, Eispartys und Heimspielen ihrer Eishockeymannschaft träumen. Doch beim Träumen wird es vorerst wohl auch bleiben. Denn die Stadt Wilhelmshaven und der Investor Ottfried Walther konnten sich immer noch nicht über die Finanzierung der Eishalle einigen. Dann wurde die Zwangsversteigerung angesetzt…

„Ein Schmuckkästchen“ wollte der Bremer Eishallenbesitzer noch im August vorigen Jahres auch aus dem Eislaufcenter in der Friedenstraße machen. Schon im Oktober sollte die Halle komplett renoviert sein und eingeweiht werden. Sehr zur Freude des Wilhelmshavener Eishockeyclubs. Denn kurze Zeit später startete die neue Spielsaison, in der der ECW „richtig durchstarten“ wollte. Doch kaum war der Champagner entkorkt worden, mit dem der neue Investor gefeiert werden sollte, kam es auch schon zu den ersten Verzögerungen.
Die Stadt Wilhelmshaven forderte Walther auf, die Altschulden der Eishalle zu übernehmen. Schulden, mit denen der Bremer Investor an sich nichts zu tun hat. Denn die nicht bezahlten Steuern und Gebühren, die sich insgesamt auf rund 118.000 Euro belaufen, gehören dem Vorbesitzer der Eishalle. Doch mit dem Kauf der Halle würden auch die Schulden an den neuen Besitzer übergehen. Für Ottfried Walther war dieser Kuhhandel zuviel. Vor allem, nachdem ihm während der ersten Bauarbeiten immer deutlicher wurde, wie marode die Eishalle in Wirklichkeit ist. Also ging er auf die Barrikaden und stoppte die Renovierungsarbeiten.
Besonders betroffen davon war der ECW. Denn es war bereits Mitte Oktober und die Spielsaison rückte unaufhaltsam näher. Der Vereinsvorstand, der sich gerade wieder einigermaßen aufgerappelt hatte, sah nicht nur den Aufstieg, sondern auch das Fortbestehen seines Eishockeyclubs gefährdet.
Sofort eilten die ECW-Fans zur Hilfe. Sie organisierten eine Demonstration auf dem Rathausplatz, die die Stadt zum Einlenken und ihnen selbst neue Hoffnung bringen sollte – und das mit Erfolg. Der Wilhelmshavener Oberbürgermeister Eberhard Menzel versicherte den Fans, die Stadt wolle versuchen, schnellstmöglich eine geeignete Lösung für beide Seiten zu finden. Denn der Eishockey in Wilhelmshaven dürfe nicht aussterben.
Der ECW jubelte. Zwar würde die Halle nicht mehr bis zum Saisonstart fertig gestellt werden, doch die Heimspiele sollten dann später nachgeholt werden.
Doch die Verhandlungen zwischen Stadt und Investor zogen sich hin – oder besser gesagt: ziehen sich hin. Denn seit dem letzten Herbst hat sich nicht viel getan. Auf Nachfragen antworten die Stadt und Walther spärlich und ungern: Über die Hauptpunkte wären die Parteien nun schon übereingekommen, es müssten nur noch Details besprochen werden.
Der ECW hat in der Zwischenzeit die Spielsaison beendet und konnte nicht ein einziges Heimspiel spielen. Von der anfänglichen Hoffnung auf ein positives und schnelles Ende ist über die Wintermonate nicht mehr allzu viel übrig geblieben.
Und so will der ECW einfach nur noch Klarheit. Die hätte es dann auch pünktlich zum Frühlingsanfang geben können. Denn am 20.03. war für 9.30 Uhr die Zwangsversteigerung des Eislaufcenters im Wilhelmshavener Amtsgericht angesetzt. Der Verkaufswert wurde auf 450.00 Euro festgelegt, das Mindestgebot lag bei der Hälfte.
Mit 30 Interessierten war der Raum bis auf den letzten Platz belegt und „es wurde noch nie so viel Interesse an einer Zwangsversteigerung gezeigt“, sagte der erstaunte Richter.
Doch trotz der vollen Reihen wurde es eine ruhige Veranstaltung. Denn niemand wollte für das verschuldete Eislaufcenter bieten. Auch der Bremer Investor Ottfried Walther saß seelenruhig zwischen den Besuchern und wartete auf das Ende der Verhandlung. Im Anschluss versicherte er dem enttäuschten ECW-Vorstand, er wolle die Eishalle definitiv kaufen und stecke gerade mitten in den Abschlussverhandlungen mit der Stadt. Der Stadtkämmerer Hoff sagte, demnächst würden wieder Verhandlungen aufgenommen werden.
Wie und wann diese Verhandlungen jedoch enden, ist weiterhin ungewiss- genauso wie die Zukunft für den ECW. Spätestens im Juni müssen die Mannschaften für die neue Spielsaison angemeldet werden. Doch noch eine Saison ohne Eislaufcenter ist für den Verein nicht möglich. So hoffen sie (wieder einmal), bis dahin zu wissen, wie es weitergeht. Wenn nicht, werden die Mannschaften wahrscheinlich aufgelöst werden müssen. Das würde das Ende für den Wilhelmshavener Eishockey bedeuten. Doch das wäre sicher nicht das Ende der Geschichte vom verschuldeten Schmuckkästchen.

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