Schulreform
Jun 162009
 

 

Aus der Schule

Wenn dieser GEGENWIND gerade aus der Druckerei kommt, wird in Hannover eine Schulgesetz-Novelle durchgepeitscht, die die Integrierten Gesamtschulen zerstören soll. Mit der „Arroganz der Macht“, wie es Christa Reichwaldt, die schulpolitische Sprecherin der LINKEN im Niedersächsischen Landtag, ausdrückt, beschließt Schwarz-Gelb das „Turbo-Abi“ auch für Gesamtschulen – ohne die eigentlich übliche vorherige Anhörung von Verbänden und gegen den Widerstand nicht nur der Landtagsopposition, sondern auch zahlreicher kommunaler Mandatsträger und Funktionäre aus der CDU.


Im Kreis Friesland nimmt die IGS zum kommenden Schuljahr den Betrieb auf. Sie wird im Gebäude der Haupt- und Realschule Schortens ihren Sitz haben. Der Zuspruch zur IGS ist groß – so groß, dass 47 BewerberInnen abgewiesen werden mussten. Da es in Schortens ab dem kommenden Schuljahr keine Haupt- und keine Realschule mehr geben wird, müssen diese 47 wie auch alle diejenigen, die sich nicht um einen Platz an der IGS beworben haben, in anderen Orten des Landkreises zur Schule gehen. Das sorgt für Unmut, der sich – zwar irrational, dennoch verständlich – auch gegen die IGS richtet.
In Wilhelmshaven haben Schüler und Schülerinnen der IGS zu Hunderten Petitionen an die Landesregierung geschickt. Sie weisen darauf hin, dass die Besonderheit der IGS durch den Zwang zum Abitur nach 12 Schuljahren zerstört wird. Wenn die IGSen ab der 7. Klasse 13 Wochenstunden mehr aus dem prüfungsrelevanten Fächerkanon erteilen müssen, entfallen die Arbeitsgemeinschaften zur sozialen Erziehung, zur Musischen Bildung – das, was eine IGS zur IGS macht.
Nach Christa Reichwaldts Einschätzung dient die Eile der Landesregierung, auf Gedeih und Verderb das neue Schulgesetz jetzt noch schnell zu verabschieden, dazu, den Protest zu ersticken, bevor der Bundestagswahlkampf beginnt. Es soll Ruhe auf der Straße einkehren. Schulkämpfe wie in diesem Jahr gab es hierzulande seit Jahrzehnten nicht mehr. Sie richten sich nicht nur gegen „Abi12“, sondern auch gegen den Mangel an Lehrkräften. 4000 Bewerbungen gab es, aber nur 1400 Einstellungen. Die Begründung des Landes: Die BewerberInnen seien nicht qualifiziert genug. Na prima! Wer bildet Lehrerinnen und Lehrer denn aus?
Und der Protest richtet sich auch gegen die Abschaffung der Vollen Halbtagsgrundschule. Drei dieser Grundschulen – von der z.B. der vorige Kultusminister Busemann und der gegenwärtige CDU-Landtags-Fraktionsvorsitzende McAllister sagen, die seien die richtigen, die vorbildhaften Grundschulen – gibt es im Kreis Friesland, und auch von dort gab es Protestbriefe für die Landesregierung.
Die 90 Lehrerstellen, die die Abschaffung der Vollen Halbtagsgrundschulen einsparen wird, sind ein Tropfen auf den heißen Stein der Unterrichtsunterversorgung im Land, ebenso wie der Zwang für Teilzeitlehrkräfte, wieder auf volle Stunden zu gehen – man kann ja aber, wenn man schon dabei ist, die Bildung zu verschlechtern, gleich alles kaputtmachen!
„Gegen der schwarz-gelben Bildungshorror auf die Straße gehen“, so fordern die Landtagsgrünen zur Teilnahme am Bildungsstreik am Mittwoch, 17.6., auf; auch von der LINKEN Landtagsfraktion wird der Streikaufruf unterstützt.
In Wilhelmshaven geht es derweil um die Frage nach dem künftigen Standort des dann einzigen städtischen Gymnasiums. Besorgt wendet sich der Schulelternrat des KKG an den Niedersächsischen Landesrechnungshof: Die Stadt ist im Begriff, bei der Entscheidung zwischen zwei möglichen Standorten (Mühlenweg oder tom-Brok-Straße) die teurere Lösung zu wählen. „Wir bitten Sie dringend, sich von Amts wegen an die Stadt Wilhelmshaven zu wenden und Offenlegung zu fordern, warum die Stadt eine teurere Lösung anstrebt, damit nicht erst im Nachhinein eine Rüge wegen Verschwendung von Steuergeldern erteilt werden muss, sondern aktiv Einfluss auf die Verwendung von Steuermitteln genommen wird. Da leider Zeitdruck besteht (Stadtratsitzung, am 17.6.2009, in der jetzt vorzeitig die Entscheidung fallen soll), bitten wir um eine baldige Antwort bzw. Aktivität“, schreibt der Schulelternrat. Mal sehen, ob der erhört wird.

Anette Nowak

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