Die Schule soll im Dorf bleiben!
SchülerInnen, Eltern und Kollegium der Ganztagsgrundschule Rüstersiel machen sich Sorgen um ihren Fortbestand
(noa) Ganztagsschulen waren ein zentraler Bestandteil der Schulreformideen der alten Landesregierung, die im Februar abgewählt wurde. Viele Ganztagsschulen sollten über die schon bestehenden hinaus eingerichtet werden. (Der Gegenwind berichtete in Ausgabe 186 ausführlich darüber.) Die neuen Ganztagsschulen sollten nach dem Konzept der damaligen Kultusministerin Renate Jürgens-Pieper nicht so gut ausgestattet sein wie die schon vorhandenen, doch wurde Bestandsschutz für jene versprochen.
Die politische Wende in Hannover gefährdete dies zunächst nicht. Nun scheint auf einem Umweg doch Gefahr für die Ganztagsgrundschule Rüstersiel heranzunahen.
Bestandteil der Schulreform der neuen Landesregierung ist die Abschaffung der Orientierungsstufe zu Gunsten der Erweiterung der weiterführenden Schulen um die Klassen 5 und 6. Damit ändert sich wie in ganz Niedersachsen auch in Wilhelmshaven der Raumbedarf an allen Schulen (außer Grundschulen): Die Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien brauchen zusätzliche Klassenzimmer, die Orientierungsstufen brauchen gar keine Räume mehr. Obwohl sich am Platzbedarf der Grundschulen durch die Abschaffung der Orientierungsstufe nichts ändert, sind die Standorte einiger Grundschulen dennoch in die Überlegungen zu Umzügen von Schulen einbezogen.
Die Grundschule Rüstersiel könnte zum Umzug gezwungen sein. Es gibt Überlegungen, dass die Herbartschule (Sonderschule) in das Gebäude der Schule Altengroden ziehen soll. Sie würde alle Räume (derzeit genutzt von einer Grundschule und einer Orientierungsstufe) benötigen. Dann würde die Grundschule Altengroden nach Rüstersiel verlegt werden.
Eine andere Überlegung, die zurzeit gehandelt wird: Die Sonderschule zieht von der Herbartschule in die Schule Rüstersiel; dann müsste die Rüstersieler Schule in die momentan noch von der Orientierungsstufe Altengroden genutzten Räume übersiedeln.
Das wollen Kinder, Eltern und LehrerInnen nicht.
Als Ganztagsgrundschule ist Rüstersiel etwas Besonderes. Seit 1993 besteht ein Schulverein, der die Aktivitäten dieser Schule ideell und finanziell unterstützt. In der GTS Rüstersiel gibt es sanierte Unterrichtsräume und eine sanierte Turnhalle, eine komplett eingerichtete Küche, Werk- und Fachräume, ein Computerzentrum, eine Aula und eine große Pausenhalle. Der attraktive Schulhof ist grundschulgerecht, und es gibt einen Bolzplatz. Ob auch nur ein Teil dieser Ausstattung auch in Altengroden geboten wäre, ist sehr zu bezweifeln, denn die Stadt will ja keine zusätzlichen Mittel in die Bauunterhaltung der Schulen stecken.
Als Ganztagsschule hat die Grundschule Rüstersiel keinen begrenzten Einzugsbereich, sondern es können Kinder aus dem gesamten Stadtgebiet dorthin gehen. Folglich werden täglich Kinder aus anderen Stadtteilen nach Rüstersiel gefahren. Das Argument, dass es somit egal wäre, wo die Ganztagsgrundschule gelegen ist, da dann halt nur andere Kinder als bisher fahren müssen, trifft dennoch nicht zu: Tatsächlich sind Kinder, die in Rüstersiel wohnen, in der Ganztagsgrundschule Rüstersiel zahlreicher vertreten als Kinder aus anderen Stadtteilen, denn viele junge Familien sind genau wegen dieser Schule in den letzten Jahren „ins Dorf“ gezogen, um ihren Kindern eine ganztägige Beschulung und zusätzlich den kurzen Schulweg, die Lage in einer verkehrsberuhigten Zone und damit optimale Verkehrssicherheit auf dem Schulweg zu bieten – auch den FahrschülerInnen dient die Lage dieser Schule (mit eigener Zufahrt) zum sicheren Schulweg.
Für die Rüstersiele Schule ist die gegenwärtige Unsicherheit nicht akzeptabel. Sie will nicht kurz vor Schuljahresbeginn 2004 mit einem Beschluss der Stadt überrascht werden. Wer weiß – wenn man z.B. nach Altengroden umziehen muss, wo die Ausstattung den Bedürfnissen einer Ganztagsschule nicht genügt, könnte dann sogar der Bestand als Ganztagsschule gefährdet sein.
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