Gedenktag für Drogentote
(mt) Am 21.07. hat die Bürgerinitiative für die Sicherstellung der Versorgung von Drogenkranken zusammen mit der Aidshilfe eine Mahnwache für die in den letzten Jahren verstorbenen DrogengebraucherInnen auf der Bahnhofstraße durchgeführt.
Die Bahnhofstraße war mit über 40 Schildern gepflastert; auf denen je der Name einer/s Toten stand. An jedem Schild wurden Kerzen und Blumen niedergelegt. Begleitet wurde die Mahnwache von Trauermusik und einem Sensenmann, der die Passanten mahnend auf das Schicksal der Opfer aufmerksam machte: Gedichte und Briefe zum Thema Drogen und Drogenabhängigkeit wurden verlesen. Anlass war der seit 1998 bundesweit begangene „Nationale Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige“.
„DrogengebraucherInnen sind durch gemeinsamen Spritzengebrauch und Beschaffungsprostitution eine der hauptbetroffenen Gruppen von HIV/AIDS. Drogentote nimmt die Masse meist nur in Form von Statistiken wahr. Der einzelne Tote ist dabei lediglich eine Zahl, die die Statistik in die Höhe treibt. Das will der Drogentotengedenktag durchbrechen. Hier soll an die einzelnen Menschen erinnert werden, die an den Folgen ihres Drogenkonsums gestorben sind. Der 21. Juli soll jedoch nicht nur ein Tag des Gedenkens sein, sondern auch ein Tag der Aktionen und des Protestes“; so die BI. Sie will auch an das Problem der Versorgung mit Methadon in Wilhelmshaven erinnern, welches immer noch nicht gelöst ist. Dabei sei Eile angesagt, so die BI, denn täglich könnte es den nächsten Drogentoten in unserer Stadt geben. Wir wollen in einer Stadt leben, in der human mit den Schwächsten umgegangen wird und in der sie nicht ihrem Schicksal überlassen bleiben!
Kommentar
Es ist ein Zeichen für den erschreckenden Zustand unserer Gesellschaft.
Welch ein Versagen unserer Zivilisation, allein 40 Drogentote und über 400 unbehandelte Drogenkranke in Wilhelmshaven.
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“, heißt es im ersten Artikel unserer Verfassung. Doch ist es des Menschen würdig, allein und verlassen am „Goldenen Schuss“ zu sterben?
Entspricht es der Menschenwürde, sich prostituieren zu müssen oder kriminell zu werden, nur um an die nächste Drogenration zu gelangen?
Warum schauen wir tatenlos zu, wie Menschen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden?
Warum ist es uns schlichtweg egal, dass diese Menschen vor unseren Augen sterben?
Hinter jedem Drogentoten steht ein persönliches, zum Teil erschreckendes Schicksal. Am Ende dieses Schicksals steht dann oft der Tod.
Doch es scheint, als interessiere dieses Schicksal niemanden. Stattdessen werden Drogenkranke für ihre Krankheit verurteilt .
Doch dieses Verhalten wird einer humanen Gesellschaft nicht gerecht, es ist ihrer nicht würdig. Drogenkranke verdienen nicht unsere Verachtung, sondern unser Mitgefühl und unsere Hilfe. Sie sind Menschen wie du und ich. Nur wenn wir uns daran halten, dass ist die Würde dieser Menschen unantastbar.Matthias Tiller
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