IVG Etzel
Apr 082014
 

IVG Etzel erneut im Fokus der Aufsichtbehörden

Trotz des Ölunfalls im November werden Sicherheitsvorkehrungen vernachlässigt

(iz) Die IVG Caverns hat aus dem Ölunfall im vergangenen Herbst anscheinend keine Konsequenzen gezogen. Auf behördliche Anordnung sollten die Sicherheitsvorkehrungen eigentlich verschärft werden, zumal die Betreibergesellschaft selbst von einem möglichen Sabotageakt sprach. Stattdessen entdeckten Mitglieder der örtlichen Bürgerinitiative jetzt am selben Verteilerplatz ein nicht abgeschlossenes Tor.

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„Tag des offenen Tores“ am Etzeler Kavernengelände. Foto: BI Lebensqualität

Durch einen Ortstermin mit dem NDR machte die BI „Lebensqualität Horsten-Etzel-Marx“ den Vorfall öffentlich. Dem Unternehmen droht jetzt ein Bußgeld in Höhe von bis zu 25.000 Euro. Der zuständige Minister Olaf Lies ist stocksauer: „Ganz offenbar hat das Unternehmen IVG die Zeichen der Zeit noch immer nicht erkannt. Das LBEG wird jetzt die Sicherheitsmaßnahmen auf dem IVG-Gelände über das ohnehin schon angeordnete Maß hinaus auch von unabhängigen Sachverständigen überprüfen lassen. Ich kann der IVG schon jetzt eindeutig signalisieren, dass dieses Fehlverhalten Konsequenzen haben wird. Eine Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen ist notwendig. In dem Fall lohnt auch ein Blick in andere, vergleichbare Anlagen, die bereits per Video überwacht werden.“

Im November waren durch ein nicht vollständig geschlossenes Ventil auf dem Kavernen-Gelände des Erdgas- und Ölspeicherunternehmens IVG Caverns rund 40.000 Liter Rohöl ausgelaufen. Durch das Öl wurden auf einer einer Länge von über sechs Kilometern umliegende Gewässer verseucht. Das Unternehmen hatte weder Behörden noch Öffentlichkeit informiert, nichts wurde unternommen, bis Anwohner den Geruch und die Gewässerverschmutzung bemerkten und Alarm schlugen. Nur durch unermüdlichen Einsatz haupt- und ehrenamtlicher Kräfte konnte verhindert werden, dass das Öl über das Ellenserdammertief ins Wattenmeer gelangte.

Im Februar ereignete sich der nächste Vorfall in einer der Kavernen in Etzel, als ein Förderstrang abbrach und es in der Folge zu einem außergewöhnlichen Druckanstieg in einer der Leitungen kam. Die IVG informierte das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, nicht aber den Landkreis und die Bevölkerung vor Ort (die wenige Wochen zuvor eine weiterreichende Umweltkatastrophe gestoppt und somit die ölige Suppe für das Unternehmen ausgelöffelt hatte).

Seit vier Jahren setzt sich die in Horsten ansässige Bürgerinitiative „Lebensqualität“ dafür ein, Schäden für Mensch und Umwelt durch das monströs expandierte Kavernenfeld zu verhindern. Bereits im Juni 2010 liefen dort 200.000 Liter Öl-Solegemisch ins Erdreich. Weil sich der Unfall auf dem Betriebsgelände ereignete, habe es die IVG nicht für erforderlich gehalten, die Öffentlichkeit zu informieren, so ein BI-Sprecher. Erst Anfang August 2010 wurde der Störfall bekannt.

Wie die meisten Umwelt-Bürgerinitiativen wurde die BI Etzel von der Politik wenig ernst genommen, der wirtschaftliche Heilsverkünder IVG hatte die bessere Lobby. 2012 startete das Unternehmen zusammen mit der Regierungsvertretung Oldenburg eine „Leitbildentwicklung für die Kulturlandschaft Etzel“ als „moderierten Prozess zur verträglichen Kavernenentwicklung“. Im Mittelpunkt stand die Sorge der Anwohner, dass es durch das Kavernenfeld zu großräumigen Absenkungen kommt, die umliegende Siedlungen in Mitleidenschaft ziehen. „Wir hoffen mit diesem Prozess zum gegenseitigen Verständnis beizutragen und geeignete Lösungen für die Region zu entwickeln“, erklärte damals IVG-Projektleiter Klaus Wodarz. Klar, ein bisschen weiße Salbe namens Bürgerbeteiligung und alles wird gut im Sinne des Unternehmens, das übrigens mit über 4 Mrd. Euro verschuldet sein soll (NWZ 24.7.2013). Da ist es natürlich verständlich, dass für die Verhütung von Umweltschäden, und seien es nur sicher verschlossene Tore, kein Geld ausgegeben werden kann. Mitteilungen des Betreibers wie „man sei dabei, ein neues Schließsystem zu installieren, um derartige Fehler in Zukunft zu vermeiden“ sind der reine Hohn.

Die Realität hat gezeigt, dass die BI leider mit ihren Befürchtungen Recht behalten hat. Ihr „Leitbild“ kann sich die IVG sonstwohin stecken. Mit dem „gegenseitigen Verständnis“ ist es jetzt Essig, nicht nur seitens der BI, auch seitens der Politik und der Behörden.

Weitere Infos:

Webseite der BI Lebensqualität Horsten-Etzel-Marx

BI Lebensqualität auf Facebook

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