BUND und NABU legen Widerspruch gegen Genehmigungen des LNG-Terminals in Wilhelmshaven ein
Mitte Dezember wurde das erste schwimmende LNG-Terminal in Wilhelmshaven eingeweiht. Nach sorgfältiger Prüfung der Genehmigungsunterlagen haben BUND und NABU Niedersachsen bei den zuständigen Genehmigungsbehörden Widerspruch gegen die immissionsschutzrechtliche Genehmigung sowie die Einleiterlaubnis biozidhaltiger Abwässer eingelegt. Die Umweltverbände kritisieren die unverhältnismäßige Laufzeitgenehmigung des Terminals und die Missachtung der negativen Auswirkungen auf den nahe gelegenen Nationalpark Wattenmeer.
„Die Genehmigungserteilung ohne zeitliche Begrenzung ist absolut inakzeptabel. Ein derartiges Vorgehen ist überdimensioniert und schießt weit über die aktuell notwendigen Maßnahmen zur Energieversorgung und -sicherheit hinaus. Stattdessen zementiert eine Laufzeit des Terminals bis 2043 eine fossile Energieversorgung in Deutschland und widerspricht den Pariser Klimazielen wie auch den Zielen des Klimagesetzes auf Bundes- und Landesebene“, begründet Susanne Gerstner, Landesvorsitzende des BUND Niedersachsen, den Widerspruch und fordert eine deutliche zeitliche Befristung des Terminalbetriebs. Die genehmigte Laufzeit des Terminals widerspricht zudem dem Vorhaben des Landes, bis 2040 klimaneutral zu werden.
Besonders kritisch beurteilen NABU und BUND, dass das für Wilhelmshaven geplante LNG-Schiff (FSRU) Hoegh Esperanza laut dem Terminal-Betreiber Uniper täglich bis zu 530.000 m3 mit Chlor- und Bromnebenprodukten belastete Ab- und Prozesswässer in die Jade einleitet. Nach Berechnungen der Umweltverbände überschreitet die Biozideinleitung die Konzentration, bei welcher keine schädlichen Auswirkungen auf Wasserorganismen zu erwarten sind, um das 500-fache.
„Es zeigt sich bereits jetzt, wie kritisch es ist, Umweltverträglichkeitsprüfungen nicht oder nur in ganz geringem Umfang durchzuführen. Für Mensch und Natur wird dies erhebliche Folge haben. Dieses umweltmissachtende Verfahren auch noch als Blaupause für alle Infrastrukturvorhaben von der Windkraftanlage bis zum Autobahnausbau zu bezeichnen, wie von namhaften Mitgliedern der Bundesregierung und Landesregierungen geschehen, ist in Wahrheit ein unverantwortlicher Aktionismus, der unsere Lebensgrundlagen zerstört, das Artensterben beschleunigt und die Klimakatastrophe anheizt. Es ist daher unbedingt notwendig, als erste Folgenminderungsmaßnahme umgehend eine umweltverträglichere Technik einzusetzen“, resümiert Dr. Holger Buschmann, NABU Landesvorsitzender.
Es ist zu befürchten, dass der Terminalbetrieb das Ökosystem der Jade – das ohnehin bereits in einem schlechten Zustand ist – weiter massiv beeinträchtigen wird und erhebliche Risiken für den Schutz seltener und geschützter Arten, wie den Schweinswal, und Unterwasserbiotope mit sich bringt.
Grundsätzlich sind die Umweltverbände sich einig, dass die Energiekrise mit geeigneten Instrumenten kurzfristig überwunden werden muss. Dabei dürfen die langfristigen Klimaziele und die Belange der Umwelt aber nicht aus den Augen verloren werden. Der Einsatz fossiler Rohstoffe muss dringend reduziert und durch den naturverträglichen Ausbau erneuerbarer Energiequellen ersetzt werden.
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