Zwei Dreckschleudern
Okt. 081990
 

Kommentar:

Das, womit der Chefredakteur der WZ in den letzten Wochen die Seiten seiner Zeitung füllte und in weiten Kreisen der Bevölkerung einhellige Empörung hervorrief, zeigt worin das Kürzel jwe die Aufgaben seiner Zeitung sieht: Hier wird nicht berichtet, hier wird knallhart Politik gemacht.Um dieses Ziel zu erreichen, ist es eben nötig, daß kritische Stellungnahmen verkürzt und entstellt wiedergegeben werden und auch nicht zu dem Zweck, der Informationspflicht Genüge zu tun. Sondern nur, um gegen jegliche Kritik an den Zielen der Zeitung zu diffamieren.
So ist es nur logisch, daß die derart Angegriffenen auch nicht die Möglichkeit zur Richtigstellung erhielten. LeserbriefschreiberInnen wurden von jwe, in zumeist ausfälliger Tonlage, darauf hingewiesen, daß er keinerlei Kritik an der Berichterstattung veröffentlichen wird. O-Ton: „Wer sind Sie denn, daß Sie glauben, unsere Berichterstattung kritisieren zu können?“
Die Art und Weise, wie der Chefredakteur Westerhoff seine Zeitung führt, zeugt von einem verkrüppelten Demokratieverständnis. Denn gerade die offene gesellschaftliche Auseinandersetzung ist ja gerade das, was Demokratie ausmacht. Westerhoffs Journalismus gehört in ein anderes Gesellschaftssystem.
Nun müßte das hemmungslose Ausnutzen der Monopolstellung der WZ eigentlich zu Gegenreaktionen führen – doch wie sollen die aussehen? Um auch nur unvollkommen und gesiebt über das kommunale Geschehen in Wilhelmshaven informiert zu werden, sind wir auch weiterhin auf die WZ angewiesen. Kritische Leserbriefe werden nicht abgedruckt. Also bleibt uns wohl nur, die Kröte WZ zu schlucken, und darauf zu hoffen, daß die kritischen Gruppen und Personen in Wilhelmshaven andere Wege finden, um die Bevölkerung einigermaßen objektiv zu informieren.

Ein halber Sieg

Das „Nein“ der Grünen im niedersächsischen Landtag zum Antrag der MOBIL auf Wiederinbetriebnahme der Anlage war der Auslöser für die ganze Debatte. Kritiklos und vehement wurde dieser „Dreckschleuderantrag“ von Adam, Theilen, Ehrenberg, Menzel, Schreiber usw. usf. unterstützt. Ihnen war es völlig wurscht, was der Laden an Schadstoffen in die Umgebung abblies.
Das, was jetzt als Ergebnis dieser Auseinandersetzungen in Hannover beschlossen wurde, ist zwar bei weitem nicht das, was das Gesetz fordert (siehe entspr. Artikel), doch es ist immerhin eine Halbierung dessen, wofür sich die obengenannten Politiker eingesetzt haben.
Schon dafür hat es sich gelohnt, daß die Grünen und der DGB die Hiebe eines wildgewordenen Chefredakteurs einstecken mußten.
Es bleibt nur zu hoffen, dass sie auch entsprechend gestärkt aus der Sache herauskommen.

Die Redaktion

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