Fascho-Überfall
Okt 081990
 

SA-Methoden

Generalstabsmäßig durchgeführter Überfall

(ub) Neofaschistische Skinheads haben erneut Bewohner des Hauses Weserstraße 77 überfallen. Ein in seiner Dreistigkeit bisher einmaliger Vorfall weist auf geänderte Strukturen in der Neonaziszene hin.

In der Nacht vom 28. zum 29. September klopft es an der Eingangstür der Parterrewohnung Weserstraße 77. Als einer der beiden Bewohner ahnungslos die Tür öffnet, wird er ohne Vorwarnung, offensichtlich mit einem Holzscheit, niedergeschlagen.
Dann geht alles ganz schnell. Vier oder fünf sogenannte Skinheads stürmen in SA-Manier in die Wohnung und zerstören, was ihnen in die Finger gelangt. Sie reißen Regale von den Wänden und umstehende Gegenstände zu Boden.
Die beiden völlig überraschten Bewohner sowie ein befreundeter Besucher fliehen in den hintersten Raum und versuchen, sich zu verbarrikadieren. Die Angreifer folgen ihnen kurz, unternehmen jedoch keinen Versuch, den Fluchtraum zu stürmen. Genauso schnell, wie sie in die Wohnung gekommen sind, beenden die Neofaschisten ihren Überfall. Zur Sicherung ihres Rückzugs zünden sie im Wohnungsflur eine Reizgaspatrone. Der nur wenige Sekunden dauernde Akt der Zerstörung hat mehrere Tausend Mark Sachschaden zur Folge.
Den BewohnerInnen in den WGs der Weserstraße 77 sind Naziprovokationen und -angriffe nicht neu. Der GEGENWIND berichtete in der Vergangenheit bereits mehrmals von Übergriffen besonders gegen Jugendliche aus dem antifaschistischen Spektrum.
Neu ist allerdings jetzt die offensichtlich generalstabsmäßige Planung und Durchführung des Überfalls. Bisher waren Aktionen dieser Art aus dem neofaschistischen Umfeld gekennzeichnet durch lautes „Heil Hitler“- und „Rotfront verrecke“-Gegröhle der zumeist sturzbesoffenen Skinheads. Der Überfall jetzt, seine zielstrebige, sekundenschnelle Ausführung läßt einen zunehmenden Organisierungsgrad der militanten Skinheads vermuten.

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