KSW
Nov 191990
 

Nur noch Arbeit für die Juristen

Abgewickelt

(noa) In mehreren Ausgaben berichtete die „WZ“, daß in den Hallen der Kammgarnspinnerei Wilhelmshaven (KSW) ab dem kommenden Jahr eine Möbelfirma die Produktion aufnehmen wird. Gegenwärtig ist dort jedoch noch der Rest der KSW-Belegschaft tätig.

Der Konkursverwalter Trautmann dürfte seine Versuche, für die Kammgarnspinnerei doch noch einen Interessenten zu finden, inzwischen eingestellt haben. Wenn die Suche nach einem Käufer vor einem halben Jahr vielleicht noch gewisse Aussichten auf Erfolg hatte, so wäre sie jetzt hoffnungslos.
Wer jetzt noch diesen Betrieb übernähme, müßte in doppelter Hinsicht ein Spinner sein, denn er würde einen Betrieb mit ins Unermeßliche reichenden Verbindlichkeiten übernehmen.
In 80 Fällen hat das Arbeitsgericht die Kündigungen aufgrund der nicht durchgeführten Sozialauswahl für ungültig erklärt; eine stattliche Anzahl von Kündigungsschutzklagen ist noch anhängig. Die 80 KollegInnen haben sich nach dem Urteil bei der KSW eingefunden, um ihre Arbeitskraft anzubieten; sie wurden wieder nach Hause geschickt.
Gegen die schon ergangenen Urteile hat Trautmann Berufung eingelegt. Allerdings rechnen sogar die Arbeitgebervertreter im Arbeitsgericht da kaum mit einem Erfolg für ihn. Wenn in den Berufungsverhandlungen die angefochtenen Urteile bestätigt werden, haben die betroffenen KollegInnen noch Anspruch auf ihren Lohn.
Mehrere KollegInnen, deren Kündigungstermin noch bevorsteht, sind nach wie vor freigestellt und haben ein Anrecht auf den vollen Lohn. Sie beziehen momentan Arbeitslosengeld und können die Differenz zum Lohn einfordern.
Auch das Weihnachtsgeld will Herr Trautmann nur denen zahlen, die noch arbeiten dürfen, wobei doch zumindest bei den Freigestellten, die zum 31.12. entlassen wurden, der Anspruch auf diese Zahlung klar gegeben ist.
Teuer würde für einen eventuellen Käufer auch die „Treueprämie“. Bekanntlich haben die Gläubiger der KSW eine Summe von DM 400.000 bewilligt, die an die MitarbeiterInnen verteilt werden soll, die bis zum Ende ausharren. Trautmann hat es dem Betriebsrat überlassen, sich einen Verteilungsschlüssel dafür auszudenken. Ein Vorschlag, der eine Aufteilung der Summe nach Lohnhöhe vorsah (was bedeutet hätte, daß diejenigen, die am meisten verdienen, auch den größten Anteil davon bekommen würden und umgekehrt), wurde nach energischen Protesten der schlechter Bezahlten fallengelassen.
Nun steht der Beschluß, den Betrag gleichmäßig an alle zu verteilen, die am 1. August im Betrieb tätig waren (1600 DM pro Person).
Auf jeden Fall wird die Verteilung dieser „Treueprämie“ eine weitere Prozeßwelle auslösen, da einige freigestellte KollegInnen sich inzwischen schlaugefragt und in Erfahrung gebracht haben, daß das Geld, egal woher es stammt, nicht nur denen zusteht, die am 1.8. noch arbeiten durften. Und wenn das Geld schon verteilt ist, bis es zu diesen Gerichtsverfahren kommt, dann muß halt jemand etwas dazulegen.
Herrn Trautmann scheint klar zu sein, daß er in diesem Konkursverfahren einiges falsch gemacht hat. Er hat dem Vernehmen nach seine Haftpflichtversicherung auf 10 Millionen DM erhöht – ganz offensichtlich rechnet er in Sachen KSW noch mit einigen teuren Prozessen. Für seine Anwaltspraxis kann die Erhöhung der Versicherungssumme nicht gedacht sein, denn die hat er aufgegeben.

 

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