Tschernobyl
Jun 261986
 

2 Monate nach Tschernobyl

ist anscheinend wieder alles in Ordnung. Die offiziellen Verlautbarungen geben völlige Entwarnung – alles kann unbedenklich gegessen werden usw. Doch die Angaben der Regierungen beziehen sich nur auf das radioaktive Jod 131 – andere Stoffe existieren scheinbar gar nicht. Nur die unabhängigen Untersuchungsstellen an den Universitäten beweisen täglich, daß noch längst nicht alles in Ordnung ist: Milch und Milchprodukte, Wildfleisch, Lamm und Fleisch von freilaufenden Hühnern, Süßwasserfische, Pilze usw. – all diese Stoffe tauchen als cäsium- und rutheniumbelastet in den täglichen „Becquerel-Hitparaden“ auf. Und die Situation entspannt sich nicht – sie verschärft sich noch immer. Zu behaupten, daß alles in Ordnung ist, ist nur dann möglich, wenn die statistisch nachweisbare Zunahme der Krebsrate bewußt in Kauf genommen wird.
Wir können heute auch kaum noch Verhaltensempfehlungen geben – wir müssen uns wohl damit abfinden, daß wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ständig mit der Gewißheit leben müssen, daß wir mit allen Lebensmitteln schädigende Strahlungsteilchen aufnehmen.
Trotzdem muß die Bevölkerung ständig über die Werte in den verschiedensten Hauptnahrungsmitteln unterrichtet werden. Nur dann kann der einzelne entscheiden, welches Risiko er bereit ist einzugehen.

Zitat der Woche
„Wo wollt ihr denn mit dem ganzen Atommüll hin, wenn die Atomkraftwerke sofort abgeschaltet werden?“
Frage des SPD-OB-Kandidaten Eberhard Menzel auf der Tschernobyl-Veranstaltung der Wilhelmshavener Friedensbewegung an W.Biehl (Grüne).

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