Ausgesponnen!?
Konkurs der KSW: Nun soll die DDR helfen
(hk) Seit Jahren ist der Name KSW mit Begriffen wie „Arbeitsplatzabbau“, „Massenentlassungen“ und „Pleite droht“ auf’s Engste verbunden. Bestanden vor einem viertel Jahr noch geringe Hoffnungen, so sind diese nach dem Konkursantrag vom 30.3. auf den Nullpunkt abgesunken.
Der Abwärtstrend der letzten Jahre setzte sich bis Ende März fort. Die Banken drehten daraufhin, wie angekündigt, den Geldhahn zu. Die knapp 600 Beschäftigten bekommen nun ihren Lohn vom Arbeitsamt.
Absehbar war die Pleite schon lange – GEGENWIND-Leserlnnen wußten zumindest seit Dezember 89, daß der 31.März 1990 die Entscheidung bringen würde. Kurz nach Bekanntwerden des Konkurses baute die Geschäftsleitung plötzlich auf goldene Absatzchancen in der DDR. Doch wer las, um welche Beträge es dabei ging, dem war klar, daß es nur um Abwiegeln und Beruhigen ging. Den Banken war das natürlich sofort klar; sie brachten dieses Geschäft nicht einmal in ihre Überlegungen ein.
Als dann die BfG einsprang und mit Krediten die Produktion bis Ende Mai absicherte, kam das dicke Ende gleich mit: Mit dem Geld war zwar die Produktion, aber nicht der Arbeitslohn abgesichert. Hier mußte dann das Arbeitsamt einspringen.
Wie es nun Ende Mai aussehen wird, läßt sich nicht genau sagen. Nur: dadurch, daß die KSW zwei Monate keine Löhne bezahlen muß, öffnet sich kein neuer Absatzmarkt.
Die Weichen für die Pleite wurden bereits mit dem Verkauf von über 50% der Geschäftsanteile an die Daun&Cie AG gestellt. Die Eile, mit der der profitable „Tuffy“-Bereich zur eigenständigen GmbH gemacht wurde, ließ nichts Gutes erwarten. Schon zu diesem Zeitpunkt gab es die Befürchtung, die neuen Herren würden die Kammgarnspinnerei ganz gerne fallen lassen.
Verwunderlich beim KSW-Konkurs ist die Haltung von Betriebsrat und Gewerkschaft: Obwohl ihnen die wirtschaftliche Situation und der drohende Konkurs schon lange bekannt waren, rührten sie kaum einen Finger. Es gab keinen Alarmschrei, um zu verdeutlichen, was der Verlust dieses Werkes für Wilhelmshaven bedeutet. Keinen Versuch politischen Druck auszuüben. Stattdessen stellt sich Henning Eichenau von der Gewerkschaft Textil und Bekleidung am Tag der Bekanntgabe des Konkurses vor die Belegschaft und beschwört die Mitarbeiter der KSW, „zu ihrem Arbeitgeber zu stehen und sich pünktlich zur nächsten Schicht einzufinden.“
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