SPD-Parteitags-Krümel
Jul 011997
 

Aufgefegt von einem, der dabei war

(ef) “Dem Kampfblatt gegen die SPD gebe ich keine Auskunft”. So fertigte der neue SPD-Fraktionsvorsitzende unser Redaktionsmitglied – und trotzdem langjährigen SPD-Genossen – Erwin Fiege ab, noch ehe er seine Frage überhaupt anbringen konnte. Der wollte beim letzten Unterbezirksparteitag am 7.Juni im Gorch-Fock-Haus vom Genossen Neumann lediglich wissen, wie denn eine Befragung von Ratsmitgliedern über Jugendfragen ausgegangen sei. Die brüske Ablehnung wunderte unseren Mitstreiter doch sehr, gilt doch Neumann neuerdings als überaus pressefreundlich. Beim Abwenden konnte der Genosse dann grade noch mitkriegen, daß Neumann ihm anbot: ”Du kannst ja mal in mein Büro kommen”. Doch darauf wird nach dieser Genossenabfuhr der SPD-Fraktions-Vorstand wohl lange warten müssen.

Zu lachen gab es beim Parteitag wenig. Muß ja auch nicht immer sein. Doch einen kräftigen Lacher gab es bei der Verabschiedung des UB-Vorstandsmitglieds Kirsten Trenne. Norbert Schmidt würdigte ihre Mitarbeit so: ”Durch deine Arbeit hast du den gesamten Unterbezirksvorstand befruchtet.”

War kein geringer Teil der Wilhelmshavener Sozialdemokraten nach der Kommunalwahl über das Zusammengehen ihrer Partei mit der Focke-UWB und der Pünktchenpartei als Mehrheitsfraktion im Rat nicht sonderlich erfreut, so mußten sich jetzt diese notorischen Skeptiker vom Fraktionschef Neumann eines besseren belehren lassen. In seiner Rede stellte er stolz fest: “Die Zusammenarbeit ist nicht nur gut, sie ist hervorragend”. Weniger hervorragend dann seine Aufzählung von gemeinsamen Beschlüssen über Kürzungen und Schließungen im Jugend- und Sozialbereich.

Merklich nachgelassen hat die Antragsfreudigkeit der Ortsvereine. Nur noch 30 Anträge lagen vor. Deshalb hatte wohl die Antragskommission auf eine Unterteilung nach Sachgebieten verzichtet. Doch das vorgewählte Präsidium – bereits im Vorjahr tätig und bei Wiederwahl im nächsten Jahr dann voll rentenberechtigt – bestand auf einer präzisen Gliederung. Und so verfuhr man wie bei der “Echternacher Springprozession” (ein Schritt vor und zwei zurück). Nach Antrag 24 folgte Antrag 11, dann Antrag 7 und so fort. So kann man ziemlich sicher sein, daß einige Delegierte über Anträge abstimmten, die zur Beschlußfassung noch gar nicht aufgerufen waren.

Der wohl aktivste Parteitagsteilnehmer war Torsten Christoph, der kommissarische Vorsitzende der Jusos in Wilhelmshaven. An die zwanzig Mal stürmte er zum Delegiertenmikrofon, um seinen Kommentar zu den einzelnen Anträgen los zu werden. Wild entschlossen kandidierte er auch für fast alle der zu vergebenen Posten. Sein größter Erfolg: bei der Wahl der zwei stellvertretenden Vorsitzenden bekam er beachtliche 17 Stimmen und damit mehr als ein Viertel der Stimmen, die Sabine Gastmann als dann Gewählte bekam. Aus dieser Sicht kann er sich vielleicht doch noch Hoffnung machen, in einigen Jahren in der Partei zu Amt und Würden zu kommen, eventuell dann als Vorsitzender der Seniorengruppe “SPD 60 plus”. 

Seit Jahren wehrt sich der Unterbezirksvorstand mit Zähnen und Krallen, einen Unterbezirksausschuß zu installieren – in anderen Unterbezirken längst gang und gäbe. Doch als es um die Teilnahme an dem übergeordneten Bezirksausschuß ging, bewarben sich ausschließlich Unterbezirksvorständler. Lobenswert: OB Menzel verzichtete auf ein angetragenes Mandat als eventueller Nachrücker.

Reisen bildet bekanntlich. Doch wohl nicht nur deshalb wollten über ein Dutzend Parteitagsdelegierte gern zum nächsten Bezirkstag der SPD fahren. Bei der somit notwendigen Wahl bekamen jedoch nur die “bewährten Funktionäre” die Fahrkarten. Damit ist auch sichergestellt, daß – wie in den Jahren davor – nach dem Bezirkstag über Verlauf und Beschlüsse nichts mehr zu hören sein wird. 

Geraume Zeit wurde beim Parteitag über die Jugend und ihre Probleme diskutiert. Und fast wäre ein Vertreter der Parteijungen, ein 21jähriger Genosse aus Rüstersiel, als Beisitzer in den Unterbezirksvorstand gerutscht. Aber eben nur fast, denn als er sich als Kandidat vorstellen sollte, war er im Saal nicht aufzufinden. Konnte er auch nicht, denn er hatte es vorgezogen, sich derweil lieber Spezialitäten der fernöstlichen Küche einzuverleiben. Frei nach Gorbatschow: “Wer zu spät vom Chinesen kommt, den bestrafen die Delegierten mit Stimmenentzug.“

Sorry, the comment form is closed at this time.

go Top