Gelinkt!
Dez 011995
 

Diesel oder Wasser

Beta-Chef leimte Alternativzeitung

(fi) So lautete die Überschrift eines Artikels im Jeverschen Wochenblatt vom 18. November. Der Ölbaas der Beta-Raffinerie im Norden von Schlicktau, Johan Anton van Weelden, hatte zum fünfjährigen Bestehen eben dieser diverse Gäste zum Umtrunk geladen. Als Gastgeber galt es, diese auch zu unterhalten.

So vertellte er in diesem erlauchtem Kreis, wie er die ,,allzeit skeptischen und stets beinhart recherierenden Freizeitredakteure des Gegenwind“ unlängst mal kräftig aufs Kreuz gelegt hätte.

Wie hatte er solches nur geschafft?

Weelden 1Van Weelden, stets bereit, unserem Alternativblatt ein Interview zu geben, hatte während eines Gesprächs über sein selbst erfundenes Autogesöff (siehe Gegenwind 130) demonstrieren wollen, wie ungiftig dieser v.W.-Treibstoff sei. Zum Beweis setzte er (so zitiert das Wochenblatt den Gegenwind) „eines der bereitgestellten Ölgefäße demonstrativ an die Lippen und lenzte es in genießerischen Zügen bis auf den Grund. Beim Absetzen unterzog er das Behältnis noch eines gefälligen Blickes, bevor er es mit einem kennerischen ‚Heel lekker’ wieder auf den Tisch stellte“. Ungläubig staunten die Freizeitjournalisten, so merkte er an.
Und in der Tat, sie waren erstaunt – aber auch erwartungs“froh“. Was würde jetzt passieren? Würde des Ölprinzen Gesicht grünblau anlaufen? Würde Atemnot eintreten oder dieser fluchtartig den Raum verlassen, um sich an einem gewissen Örtchen zu übergeben oder zu versuchen, das Zeug auf ,,unterer Ebene“ fix und verdünnt wieder loszuwerden? Nichts geschah! Nun ist ja bekannt, dass Penner mitunter auch Brennspiritus trinken, ohne offensichtlich Schaden zu nehmen. So könnte es ja – so dachten sich die Redakteure – auch Mitbürger des ,,Mama“-Barden Heintje geben, bei denen der Transportweg vom Hals bis zum A…. durch ständigem Genevergenuss so präpariert ist, dass sie jeden Sch… unbeschadet schlucken können?
Als dann aber auch späterer Leibesschaden auszubleiben schien – den Gegenwindlern wäre in den folgenden Tagen eine schwarz umrandete ,,Meldung“ auf den letzten Seiten der Tageszeitung sicher aufgefallen – glaubten sie ihm: ,,Nichts drin im van Weelden-Diesel; nicht einmal Gift“.
Doch da habe der smarte Holländer – wie er ,,halb verschämt, halb amüsiert“ bei der Fete zugab, ein wenig geschwindelt. „Ich habe Wasser in das Glas gefüllt und nur den Rand und das Äußere des Glases mit Diesel eingerieben“, verriet er seinen Zuhörern.
Nun gut! Nehmen wir an, van Weeldens Gesprächspartner waren damals sehschwach und geruchsgestört. Nehmen wir weiter an, dass der Gegenwind-Fotograf, der Tage nach dem Gespräch die Fotos schoss, ,,zur Tatzeit“ blind und ohne Geruchssinn war. Dann, ja dann konnte „der schlitzohrige Manager“ Redakteure und Fotografen mit seinem Flaschentrick in die Dieselfalle laufen lassen.
Andererseits mal angenommen, dieses angeblich ,,dieselsaufende Energiebündel“ hat sein Eigenprodukt wirklich eingenommen, und sein tapferes Schlucken wurde durch den Gegenwind-Artikel in die breite Öffentlichkeit getragen. Immerhin erhielten über 5.000 Leser und Leserinnen Kenntnis von seinem Tun. Vielleicht ist ihm im nachhinein dann eingegangen, dass dies wohl doch nicht grade die beste Werbung für seinen Sprit sei. Ein Dementi aber, das sowohl die Fetencrew in beste Laune versetzt, als auch noch eine zweispaltige kostenlose Werbung einbringt – was hätte ihm jetzt als Ausrede besseres einfallen können. Wir halten deshalb seine ,,Offenbarung“ im Jeverschen Wochenblatt doch für eine Ente. Sollte es denn aber doch ein van Weelden’scher Trick gewesen sein, so war es ein ganz clever gemachter.
Doch wir werden nächstens mal genau seine Beine betrachten. Ob sie wohl kürzer geworden sind?
Aber selbst wenn v.W. uns wirklich geleimt hat, böse sind wir ihm schon gar nicht. Im Gegenteil! Bekamen doch durch diesen Artikel viele, viele tausend Leser/innen des Jeverschen Wochenblatts mit, dass es in Wilhelmshaven eine alternative Zeitung namens GEGENWIND gibt. Die Wilhelmshavener sind da schlechter dran: Ihre Zeitung weiß noch immer nichts von der Existenz dieses Blattes.

Foto: Tunnat

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