Rotes Kreuz
Juni 282000
 

Kuckucksei

Das Deutsche Rote Kreuz Wilhelmshaven wird seit einiger Zeit geführt von einem Mann mit Vergangenheit…

(ef/noa) Wenn ein Kuckucksweibchen einem Vogelpärchen ein Ei ins Nest legt, dann haben die Adoptiv-Vogeleltern keine Ahnung, wen sie da ausbrüten und füttern. Einige Rotkreuzler finden, man habe ihnen ein Kuckucksei ins Nest gelegt. Dass sie ebenso ahnungslos waren wie die getäuschten Vogeleltern, ist schwer vorstellbar.

Wir müssen weit ausholen und zwei Geschichten erzählen:

Vor dreizehn Jahren schockierte der Gegenwind die Wilhelmshavener Öffentlichkeit mit einigen Artikeln über Vorgänge bei der Johanniter-Unfall-Hilfe. „Unzumutbare Arbeitsbedingungen, eine fragwürdige Methode der ‚Nachrüstung’ von Rettungswagen, die laxe Handhabung der mit der Stadt eingegangenen Verträge und doppelte Moral (gehören) zum Alltag des evangelischen Hilfsunternehmens“, hieß es in der Nummer 70. Es wurde darüber berichtet, dass die Johanniter während ihrer Dienstzeit die Gärten ihrer Vorgesetzten pflegen, deren Kinder zu Schule fahren und deren Umzug organisieren mussten. Kriminalpolizeiliche Ermittlungen folgten, weil neben diesen Beispielen von „privatem Einsatz unter Freunden“ auch strafrechtlich interessante Vorfälle genannt wurden. So rüsteten die Johanniter ihre Einsatzfahrzeuge großzügig aus Beständen des Reinhard-Nieter-Krankenhauses nach, schummelten bei den Fahrtenbüchern, ließen unqualifizierte Personen Rettungseinsätze fahren.
Beschäftigte, die sich z.B. gegen 400 Stunden Einsatz im Monat wehrten und Vergütung ihrer Überstunden forderten, wurden mit Sprüchen abgespeist; wer sich gegen die privaten Einsätze während der Arbeitszeit wehrte, bekam Disziplinarverfahren angedroht, und einem Beschäftigten, der wegen des großen Arbeitsaufkommens zwei Tage nach Urlaubsantritt zum Einsatz zurückgerufen worden war und einige Wochen später nun endlich seinen Urlaub antreten wollte, wurde dieser verweigert, da er nach Aktenlage seinen Urlaub schon gehabt habe.
Eine zentrale Rolle bei all diesen skandalösen Vorgängen spielte der damalige Geschäftsführer der JUH, Theo Albers.
In der Nummer 74 ging es noch einmal um die JUH: „Unhaltbare Zustände im Rettungsdienst, fatale Pannen im Management und immer wieder Amtsmißbrauch: Auf diese Formel bringen Wilhelmshavener Johanniter die Zustände in der JUH-Dienststelle beim Reinhard-Nieter-Krankenhaus. Adressat der Vorwürfe: Erneut Dienststellenleiter Theo Albers.“
Im Herbst 1987 musste Theo Albers seinen Hut nehmen, und die Wilhelmshavener Johanniter hatten einige Mühe, ihren guten Ruf wiederzuerlangen.
Das war die eine Geschichte.

Die zweite Geschichte betrifft eine andere Hilfsorganisation: den Kreisverband Wilhelmshaven des Deutschen Roten Kreuzes.

bdrk
Die Jahreshauptversammlung im November 1999 begann mit einiger Verzögerung. Vor der Eröffnung der Versammlung wurden die Listen der anwesenden Mitglieder überprüft mit dem Ergebnis, dass neun Personen des Saales verwiesen wurden. Sie hätten kein Recht, an der Mitgliederversammlung teilzunehmen, wurde gesagt, da sie keine Rotkreuz-Mitglieder mehr seien.
Es handelte sich bei diesen neun Personen ausschließlich um solche Mitglieder, die ehrenamtlich im Roten Kreuz arbeiteten und seit einem Jahr oder länger keinen Dienst mehr verrichtet hatten.
Nun kann man natürlich die Auffassung vertreten, dass so jemand kein Mitglied sei. Beim Roten Kreuz kann man förderndes Mitglied sein und Beitrag zahlen, oder man kann Mitglied sein, indem man Dienst tut. In der Satzung steht jedoch nichts darüber, wir lang im Höchstfall der zeitliche Abstand zwischen zwei Diensteinsätzen sein darf, bevor man seine Mitgliedsrechte verliert. Frauen und Männer, die nach 30, 40 oder 50 Jahren der Mitgliedschaft und regelmäßiger ehrenamtlicher Arbeit für das DRK jetzt, im Alter von 60, 70 oder mehr Jahren, nicht mehr viel tun, sollten deswegen nicht ausgeschlossen werden, und bislang war dergleichen auch noch nie geschehen.
Wie auch immer – die gesamte Abteilung Sozialarbeit verließ aus Solidarität mit den derart brüskierten Ausgeschlossenen den Versammlungssaal und verzichtete so auf die Möglichkeit, den Verlauf der Versammlung und die anstehenden Vorstandswahlen zu verfolgen und mit zu beeinflussen. Die Jahreshauptversammlung hatte sich damit zahlenmäßig auf weniger als die Hälfte vermindert.
Die freiwillig oder unfreiwillig Fehlenden bekamen die Ergebnisse der Jahreshauptversammlung erst einige Tage später aus zweiter Hand mit. „Man hat uns ein Kuckucksei ins Nest gelegt“, so beschreibt es ein Mitglied. Mit dem Kuckucksei meint dieser Rotkreuzler die Person, die auch bei der ersten Geschichte eine der Hauptrollen spielt: Theo Albers, zur Zeit der oben beschriebenen Vorgänge Geschäftsführer bei der JUH, bis zum 16.11.99 nicht als DRK-Mitglied bekannt, wurde bei den Vorstandswahlen vom Justitiar des DRK, Herrn Debring (zur Zeit der JUH-Geschichte Rechtsanwalt der JUH-Oberen), für das Amt des 2. Vorsitzenden vorgeschlagen und wurde mangels Gegenkandidat auch gewählt.
Zum 1. Vorsitzenden wählte die kleine Rest-Hauptversammlung den Regierungsdirektor i.R. Werner Milde, der dieses Amt zuvor schon bekleidet hatte und „ein anständiger Mensch“ ist, wie unsere Informanten meinen. Theo Albers als 2. Vorsitzenden im Vorstand zu sehen, war also nicht so alarmierend – zunächst jedenfalls. Doch im März 2000, bei der ersten Vorstandssitzung nach der Hauptversammlung, legte Werner Milde überraschend sein Amt nieder und bat seine Vorstandskollegen, sich um einen neuen 1. Vorsitzenden zu bemühen. Und genau das haben diese nicht getan. „Wir brauchen keinen 1. Vorsitzenden – das mache ich jetzt!“, soll Theo Albers gesagt haben. Und so führt jetzt derselbe Mann den Kreisverband Wilhelmshaven des Deutschen Roten Kreuzes, der seinerzeit als Geschäftsführer die Johanniter-Unfallhilfe schwer beschädigt hat.
Warum bei der Jahreshauptversammlung im November neun „Altgediente“ rausgeworfen wurden, darüber gibt es unter Rotkreuzlern unterschiedliche Mutmaßungen. Einige meinen, unter den des Saales Verwiesenen sei einer gewesen, der gute Chancen gehabt hätte, zum 2. Vorsitzenden gewählt zu werden, und der Rauswurf hätte dazu gedient, die Wahl von Theo Albers sicherzustellen. Andere vermuten dahinter etwas ganz anderes: Es war abzusehen, dass jemand von den Rausgeworfenen eine Reihe von Fragen noch einmal stellen würde, die ihm in der Hauptversammlung 1998 nicht beantwortet worden waren, und die Antworten auf diese Fragen wolle man den Mitgliedern unbedingt vorenthalten. Aber dies ist eine dritte Geschichte, über die der Gegenwind berichten wird, wenn sie geklärt ist.

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