Sykes
Apr 272001
 

Drohgebärden

Die Firma Sykes wünscht keinen Betriebsrat

(noa) Aufgeregt reagiert man bei der Firma Sykes im TCN in Roffhausen auf die gewerkschaftlichen Schritte zur Vorbereitung einer Betriebsratswahl. Dabei ist nicht ganz klar, ob die Geschäftsführung selbst mit Drohgebärden angefangen hat oder ängstliche Beschäftigte vorausschauend Drohgebärden befürchten – jedenfalls kursiert seit einiger Zeit ein Gerücht, demzufolge Sykes sich aus Roffhausen zurückziehen will, falls ein Betriebsrat gewählt wird.

Zu den Hintergründen: Vierzehn Tage nach der Aktion der ver.di Projektgruppe Call-Center vor den Toren von Sykes am 13. März (siehe Gegenwind Nr. 167) wurde bekannt, dass Sykes Hannover beim dortigen Arbeitsamt Massenentlassungen beantragt hat. 290 Beschäftigte des Auskunftsbereichs sollen dort die Kündigung bekommen; der gesamte Bereich soll nach Roffhausen verlegt werden. Mit dieser Begründung bekommt eine Firma natürlich keine Massenentlassung genehmigt, und so wurde gegenüber dem Arbeitsamt Hannover von „Auftragsrückgängen“ gesprochen. Auch in Hamburg gibt es (noch!) eine Niederlassung von Sykes. Das dortige Call-Center mit 100 Beschäftigten soll geschlossen werden.
Neben Roffhausen soll Pasewalk in Mecklenburg-Vorpommern die auf diese Weise freiwerdenden Arbeitsplätze bekommen. Mit öffentlichen Mitteln wird dort ein neues Call-Center mit 700 Beschäftigten eingerichtet. Für das Unternehmen sind Orte wie Roffhausen und Pasewalk sehr attraktiv. Neben den Steuergeldern, die die Firma kassiert, wenn sie einen neuen Zweigbetrieb eröffnet oder einen bestehenden vergrößert, spart sie Lohn, denn in Roffhausen zahlt sie nur 13,50 DM/Stunde – 6 DM weniger als in Hamburg.
Dort jedoch waren die Stundenlöhne nicht von Anfang an so gut. Es waren die Betriebsräte, die für eine Verbesserung der Bezahlung und der Arbeitsbedingungen gesorgt haben. Eine verquere Logik folgert daraus, dass die Betriebsräte daran schuld sind, wenn nun KollegInnen ihren Arbeitsplatz verlieren.
Das ver.di Projekt Call-Center hält dem entgegen, dass an allen Sykes-Standorten Betriebsräte etabliert werden müssen, um für die Zukunft zu verhindern, dass die Beschäftigten der verschiedenen Standorte gegeneinander ausgespielt werden können. Die Drohung mit Betriebsschließung im Falle von Lohnerhöhungen funktioniert nur, wenn es in anderen Niederlassungen Beschäftigte gibt, die sich mit Dumpinglöhnen und Arbeitsbedingungen unterhalb gesetzlich festgelegter Standards zufrieden geben.
Leider können wir in dieser Ausgabe noch nicht darüber berichten, wie die Gespräche zwischen der Gewerkschaft und der Geschäftsführung bei Sykes Roffhausen verlaufen sind. Zum Erscheinungstermin dieses GEGENWIND hat der erste Kontakt zwar schon stattgefunden, leider aber gerade dann, als diese Zeitung in der Druckerei war.

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