Leserbriefe
Aug 012001
 

Leserbriefe:

Briefe an den Gegenwind

Unsere Auseinandersetzung mit dem Programm der WALLI schlug, besonders in WALLI-Kreisen, hohe Wellen. Uns erreichten mehrere LeserInnenbriefe zum Thema. Den ersten Leserbrief veröffentlichten wir bereits in unserer Juli-Ausgabe im Internet.

Zum Artikel „Walli wählen?!“ von „ub“ im Gegenwind 169
Räteverdächtig
Richtig, ub: Wir sind noch in Bewegung und deswegen stimmt es noch, was wir mal schrieben: „WALLI wird grün sein und links, wie viel davon, hängt von denen ab, die mitarbeiten wollen.“ Daran hat sich also nichts geändert. Geändert hat sich dagegen die Schubkraft für WALLI, nicht so sehr durch die Mitglieder der BI bei uns, das sind nur wenige, als vielmehr durch die Hafenbetreiber selbst. Denn trotz der Lehrstunde, die ihnen die BI in Voslapp erteilte, versuchen sie stur die Hoffnung auf Arbeitsplätze für Wilhelmshavener (Menzel 12.000 / Gramberger 4.000 / Kramer 4.000 plus Hunderte von Firmengründungen) über die Sommerpause bis zur Wahl hinüber zu retten. Daran wächst WALLI, denn immer mehr Bürger wachen auf.
Woran Zweifler am WALLI-Projekt „linke“ Merkmale verschwinden sehen, wie „ub“ schreibt, ist für mich nicht erkennbar. Unsere Haltung zum Rechtsradikalismus, politischen Filz und Militarismus ist ebenfalls eindeutig. Und unser Vorschlag, eine Bürgerversammlung neben dem Rat zu etablieren, ist deutlich basisdemokratisch, wenn nicht sogar räteverdächtig. Alle, auch Linke, sind eingeladen, vom Balkon herunter zu kommen und mit der WALLI gegen Filz, Klüngel, Arroganz und gegen die Träume unserer Politiker anzutreten, die für uns zu Albträumen geworden sind.

Johann Janssen, Klinkerstraße 

Zum Artikel „Programm der WALLI“ – Gegenwind 170
Das hätte die WZ auch fertiggebracht
Es war einmal ein kleines heterogenes Grüppchen politikinteressierter, linksorientierter Zeitgenosslnnen, die es trotz zunehmender Politikverdrossenheit und Wahlmüdigkeit nicht lassen konnten, das kommunalpolitische Geschehen kritisch zu beäugen.
Nach jahrelangen kontroversen Diskussionen reifte schließlich der Plan, sich in Form einer Wählerlnneninitiative in die Realpolitik vor Ort einzumischen.
Etliche Sitzungen vergingen, bis ,,das Kind“ endlich auf den Namen WALLI (Wilhelmshavener Alternative Liste) getauft wurde.
Nun ging es ans Wahlprogramm. So heterogen die Gruppe, so unterschiedlich die Interessen und politischen Schwerpunkte. Es wurde formuliert, diskutiert, korrigiert, verworfen, akzeptiert. Der politische Background Einzelner fand in programmatischen Formulierungen (sprich: Phrasen) seinen Niederschlag.
Wie vielen von uns aus leidvollen Erfahrungen bereits bekannt, legt die Monopolzeitung (WZ) keinen gesteigerten Wert darauf, unsere WählerInneninitiative einer breiteren Öffentlichkeit nahezubringen. Aber was soll’s, dachten wir, es gibt ja noch den „Gegenwind“.
Wir überließen der Redaktion unser vorläufiges, unvollständiges Wahlprogramm mit der Hoffnung, über dieses Medium unsere potenziellen WählerInnen zu erreichen.
Wir waren darauf vorbereitet, Kritik einzustecken. Womit aber zumindest ich nicht gerechnet hatte, war der phasenweise polemisch anmutende Verriss durch den Redakteur Uwe Brams. Wohlgemerkt, mit konstruktiver Kritik kann ich umgehen, aber Uwe lässt kaum ein gutes Wort an unserem Wahlprogramm. Das hätte die WZ auch fertiggebracht!
Wahrscheinlich wären wir besser beraten gewesen, eine Seite im Gegenwind zu kaufen und so wie die Grünen ein Preisrätsel oder einen Talentwettbewerb (Wer ist der/die schönste, jüngste, bestangezogenste KandidatIn für die Kommunalwahl?) für unsere Fun-Gesellschaft anzupreisen. Das macht nicht so viel Arbeit und hat weniger politischen Tiefgang als ein mühselig eigenhändig geschriebenes Wahlprogramm.
Wie dem auch sei, ihr habt den etablierten Parteien einen großen, unbezahlbaren Dienst erwiesen, können sie sich doch jetzt beruhigt zurücklehnen in ihre Ratsherrensessel. Es droht keine ernstzunehmende Gefahr von links. Und das Wahlvolk, im Zweifel, ob man/frau überhaupt zur Kommunalwahl gehen soll mangels echter Alternative…?
Danke, liebe Gegenwind-Redaktion!

Hildegard Korell. Brahmsstraße 54. 26386 Wilhelmshaven

 

Es geht um den Inhalt
Mag sein, dass Uwe Brams und andere uns so verstanden haben, dass wir die Energiepolitik lediglich als eine Verkettung unglücklicher Missverständnisse verstehen würden. Deshalb hier noch einmal deutlicher: Wir sind gegen Atomkraftwerke und wollen, dass der Anteil alternativer Energien auch in Wilhelmshaven erheblich gesteigert wird; deshalb muss das Gespräch mit Firmen gesucht werden.
Was „etwas schludrig“ sein soll an unserer Einschätzung, dass „Atomkraftwerke eine Gefahrenquelle von ungeahntem Ausmaß“ seien, nur weil dieses Ausmaß nach Tschernobyl schon geahnt werden kann, halten wir für etwas spitzfindig. Der Inhalt unseres Programms ist wichtig, nicht so sehr die Ausdrucksweise.
Was unsere Einschätzung des Tourismus in Wilhelmshaven betrifft, die U. Brams als „Phrasendrescherei“ beschrieb, so möchten wir ihn (ganz sanft) daran erinnern, dass der sanfte und nachhaltige Tourismus inzwischen ein wichtiges Thema der Agenda 21 ist.
Des weiteren möchte U. Brams die Höhe der Grundsicherung von uns erfahren, obwohl er genau weiß, dass dies Bundesangelegenheit ist.
Im Programm äußern wir uns dennoch auch zu Fragen des Bundes, z.B. zur Atom- und Ausländerfrage wie auch zur Gentechnologie und zur Verteidigung, weil wir unseren Mitbürgern zeigen wollen, woran sie mit uns sind.
Im übrigen freuen wir uns über U. Brams’ Besprechung unseres Programmes im „Gegenwind“. Der Interessierte sollte allerdings nicht nur die erwähnten Auszüge, sondern das ganze Programm lesen.

Mit freundlichen Grüßen Inge Hadeler, Kajedeich 9a

 

Zum Gegenwind-Titel unserer Juli-Ausgabe „Schlechte Noten für Wilhelmshaven“ erreichte uns der folgende Leserbrief:
Also mal ehrlich!
Dass Wilhelmshavens Innenstadt an Attraktivität verloren hat, ist wohl kein Wunder! Seit Dank der antizyklischen Fiskalpolitik der Stadt Wilhelmshaven die Nordseepassage entstanden ist (welch schöner Anblick), ziehen der größte Teil der Geschäfte trotz hoher Mieten in diesen „Klotz“. Bei mir kommt dann der Gedanke auf, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir eine zweite Marktstraße WEST haben.
Viele Grüße an meine alte Heimatstadt aus dem sonnigen El Paso, Texas, USA

Gerit von Riegen, 1595 Billie Marie, El Paso, Texas – USA

 

Labskaus oder Sushi
Das Engagement, Wilhelmshaven überregional zu einem größeren Bekanntheitsgrad zu verhelfen, in allen Ehren – allerdings ist u.a. die Wahl eines Labskausessens unserer Meinung mehr als fragwürdig. Zum einen erweckt die permanente Anspielung auf vergleichbare kulinarische Spezialitäten anderer Küstenstädte (z.B. Kieler Sprotten) den Eindruck, als hätte sich Wilhelmshaven in einer Art peinlicher Verzweiflung das letzte noch verfügbare Gericht sichern wollen. Allerdings dürfte so gut wie niemand in Deutschland so ohne weiteres Labskaus mit Wilhelmshaven in Verbindung bringen – eine Tradition lässt sich nun mal nicht erzwingen, schon gar nicht mit einer so wenig originellen Speise.
Der Verweis auf die Rolle des Labskaus in der Gründungsgeschichte der Stadt bewirkt so auch nicht viel mehr, als dass er an den Haaren herbeigezogen zu sein scheint, damit er nur irgendeine Berechtigung hat.
Des weiteren stellt sich natürlich die Frage der Zielgruppe:
Einerseits wird ständig beklagt, dass die Attraktivität der Stadt insbesondere für junge Menschen abnimmt und der Stadt die Überalterung droht – andererseits scheint das Stadtmarketing kein gesteigertes Interesse daran zu haben, diesem Trend entgegenzuwirken, sondern verstärkt ihn eher noch.
Wir selbst sind Mitte bzw. Ende 20 und dürften somit in etwa für die für einen Zuzug präferierte Zielgruppe stehen, allerdings fühlen wir uns aufgrund des kulturellen Angebots hier mindestens 20 Jahre zu jung. Mit einem musikalischen Angebot aus dem Dunstkreis des Musikantenstadl (bestens vertreten auch beim Wochenende an der Jade) und einem kulinarischen für eine ähnliche Ziel-/Altersgruppe dürfte der Generation der unter 40-jährigen (und das ist noch großzügig gerechnet) kaum mehr als ein müdes Achselzucken zu entlocken sein.
Vielleicht/wahrscheinlich geht es anderen auch so wie uns: Irgendwie fühlt man sich bei Stadtfesten o.ä. einfach als Zielgruppe übergangen und vergessen, das trägt nicht unbedingt dazu bei, den Wunsch zu verstärken, hier länger als nötig zu leben…
Warum kann man es anstelle eines Labskausessens nicht mit einem modernen Essen wie Sushi versuchen – das ist schließlich auch Fisch und sieht obendrein auch noch appetitlicher aus. Oder eine Art internationales Fischbankett – internationale Restaurants gibt es schließlich genug in der Stadt. Vielleicht könnte so eher ein Bild einer jungen, dynamischen Stadt aufgebaut werden als mit einem schlecht begründeten historischen und damit rückwärtsgewandten Labskausessen.
Generell ist auffällig, dass z.B. das Fun-Sport-Festival vergleichsweise so gut wie gar nicht promoted wurde – weil die Stadtmütter und -väter und sonstige Ideengeber kein persönliches Interesse daran hegen?
Anscheinend ist den Verantwortlichen noch nicht aufgegangen, dass sich touristische Konzepte wie Fischessen und Shantychöre, die sich in kleineren Küstenhäfen wie Hooksiel vielleicht bewähren mögen, nicht ohne weiteres auf eine „Stadt“ wie Wilhelmshaven übertragen lassen; wie gesagt schon gar nicht, wenn die Stadt nichts dringender braucht als eine jüngere Bevölkerung.
Davon, dass an der hiesigen FH der Studiengang Tourismuswirtschaft angeboten wird, merkt man auf jeden Fall wenig bis nichts. Vielleicht wäre es an der Zeit, die herrschende Ideenarmut von Seiten der Stadt und Marketingverbände durch beispielsweise die Ausschreibung eines Wettbewerbs unter den Studenten zu bekämpfen. Von einer solchen Kooperation würden vermutlich beide Seiten profitieren, und schließlich hat Wilhelmshaven nicht viel zu verlieren, und es wäre höchste Zeit, einmal wirklich neue Pfade zu beschreiten!

Matthias Rump & Maja Schucht, Rheinstr. 142, 26382 Wilhelmshaven

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