Wochenende an der Jade
Aug 012001
 

Stimmung: gut – Parken: schlecht

Der offengelegte Schuldenberg zwang die Wilhelmshavener Projektgesellschaft (WPG), in diesem Jahr ein deutlich abgespecktes „Wochenende an der Jade“ anzubieten. Weniger Bands auf weniger Bühnen bedeuteten indes qualitativ keinen Verlust.

So verminderte sich die Qual der Wahl, sich im Überangebot für einen Gig zu entscheiden und dadurch womöglich einen besseren zu verpassen, wie die Qual mancher Band, zu ungünstigen Zeiten vor 3 Zuschauern spielen zu müssen. Manchen war es immer noch zuviel Shanty und Musikantenstadl, dafür sprach das große „Pur“-Konzert auch mal deutlich die Altersgruppe der 15- bis 25jährigen an. Zu den musikalischen Höhepunkten zählten die lokale Rockband „Another H of Rock“, die ein tropfnasses wie begeistertes Publikum den Dauerregen vergessen ließ, und die Oldenburger „Lack of Limits“, die wie ihre faszinierten Zuhörer fast das Abschlussfeuerwerk verpassten.Vermisst wurden allenfalls Kleinkunstbeiträge, noch mehr die kreative Kinderaktion des Pumpwerk-Teams, die durch eine kommerzielle Werbeveranstaltung eines Fernsehsenders bestimmt nicht ersetzt wurde. Viele Eltern waren froh, dass wenigstens die Marine den quengelnden Zwergen eine liebevoll gestaltete Erlebnislandschaft bot – und um so entsetzter, dass den Kindern in der benachbarten Halle echtes „Kriegsspielzeug“ zum Anfassen präsentiert wurde und sie sogar eine im Ernstfall todbringende Feldlafette bedienen durften.„Stabil„ blieben die Getränkepreise bei z. B. 3,50 DM für das Bier – nur ist die Gebindegröße von anfangs 0,4l über 0,3l auf jetzt 0,25l „geschrumpft“. Kein Wunder, dass BesucherInnen zunehmend den Eigenbedarf aus dem Supermarkt mitbringen. Die verärgerten Schankbetriebe sollten darüber nachdenken, ob sie bei geringeren Preisen ihren Umsatz nicht besser über die Menge hereinholen könnten.Wirklich verärgert zeigten sich viele einheimische wie auswärtige BesucherInnen, auch in WZ-Leserbriefen, über das fehlende Parkraumkonzept. Erstmals blieben die Straßen im Umfeld des Festes wieder für Durchfahrt und Parken freigegeben. Wohlgemerkt: Im normal zulässigen Rahmen. Etliche zweite-Reihe- und sonstige Falschparker wurden gnadenlos kostenpflichtig abgeschleppt. „Abzocke“ schimpften Betroffene, die sich „ungastlich“ behandelt fühlten. Dem setzten die Behörden ihre Pflicht zur Wahrung zur Sicherheit entgegen (z. B. Durchfahrt von Rettungsfahrzeugen). Alle haben ein bisschen recht. Abzocke? In der Tat kassiert die Stadt nur 20 DM – das normale „Knöllchen“ – von den anfallenden 210 DM Abschleppkosten – den Rest erhält das Abschleppunternehmen. Der eigentliche Fehler des Veranstalters liegt darin, überregional für die Veranstaltung zu werben, ohne – wie zur Expo – für bequeme und „ordnungsgemäße“ Anreisemöglichkeiten zu sorgen, wie ein Park-and-Ride-System oder ausgehandelte Sonderfahrten und -tarife der Stadtwerke bzw. NordWestBahn. Zudem hätten auch unsere „Stadtlotsen“ und andere Ordnungskräfte präsent sein können, um Unwissenden einen freundlichen, kostenfreien „Wink“ zu geben. Den Kennzeichen nach haben auch viele WilhelmshavenerInnen die Südstadt zugeparkt, statt sich auf den Drahtesel zu schwingen und den Gästen das bisschen Parkraum zu lassen. In Sachen Gastfreundlichkeit gibt es für das nächste WadJ noch eine Menge aufzuarbeiten. (iz)

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