Totgeschwiegen?
Aug 292001
 

Prostitution an Wilhelmshavener Schulen?

Ein Publikumsbeitrag auf einer DGB-Veranstaltung Mitte August schlug ein wie eine Bombe. Diskutiert wurden die Auswirkungen der städtischen „Haushaltskonsolidierung“ der letzten Jahre auch zu Lasten sozialer Leistungen wie der Betreuung von Kindern aus zerrütteten Familienverhältnissen.

Die praktischen Auswirkungen erläuterte ein anwesender Familienvater: Seine ehemalige Pflegetochter und ihre alkoholkranke Mutter seien kurz nach Streichung der Unterstützung von der zuständigen Sozialarbeiterin als „therapiert“ erklärt worden. Mit bitterem Sarkasmus ergänzte er, seine Tochter sei jetzt in der Form therapiert, dass sie in Hamburg der Prostitution nachginge.Als wir im Anschluss an die Veranstaltung nachhakten, fügte sich folgende Geschichte zusammen: Das Pflegekind besuchte die Schule Bremer Straße. Dort verteilen in den Pausen Männer Adressen für einen „Unterschlupf“ an Kinder aus sozial gestörten Verhältnissen. Die Männer sind nach Aussage des Betroffenen Straffällige auf Bewährung. Sie agieren als Zuhälter für die Mädchen, die in den angebotenen Wohnungen zur Prostitution gezwungen werden.Als die Pflegetochter auf diesem Weg verschwunden war, begab sich der Vater mit einem Bekannten, der Polizist ist, und dessen Kollegen auf die Suche. In Frage kamen vier Wohnungen, die der Polizei offenbar bekannt sind, jedenfalls wurden sie zielgerichtet angesteuert. Die Beamten hatten keine richterliche Anordnung (Durchsuchungsbefehl), hielten aber dem Pflegevater so weit den Rücken frei, dass er seine Tochter selbständig in einer Wohnung aufspüren und unter einem „Freier“ wegzerren konnte. Das Mädchen war damals 14, der Freier fast dreimal so alt. Auf Grund einer von dem Mädchen bestätigten Liebesbeziehung zwischen ihr und dem Schulhof-„Werber“ besaß die Polizei keine Handhabe zum Durchgreifen.Nachdem die Mutter für therapiert erklärt worden war, erhielt sie wieder das Sorgerecht (das Sozialamt musste kein Pflegegeld mehr an Dritte bezahlen). Der Pflegevater konnte das Mädchen aus der Zuhälter-Wohnung holen, aber nicht dauerhaft vor dem Milieu bewahren, in dem sie nun in Hamburg steckt.Es tut nichts zur Sache, ob die von einem verbitterten Pflegevater so erzählte Geschichte in jedem Detail stimmt; wir drucken sie so ab in der Hoffnung, dass der Kern des Ganzen die zuständigen Stellen so aufrüttelt, wie sie das Publikum der Podiumsdiskussion erschüttert hat; damit die Verantwortlichen recherchieren und vor allem entsprechende Maßnahmen ergreifen.Die Verhältnisse an der Schule Bremer Straße sind offensichtlich Polizei, Schulleitung und Kollegium bekannt. Als sie in einer öffentlichen Veranstaltung, in Anwesenheit von Ratsvertreter/innen und Presse, so deutlich zum Ausdruck gebracht wurden, kamen schon am nächsten Morgen Polizei und Schulaufsicht bis zur Bezirksregierung in Bewegung. Dies bestätigte uns ein Ratsherr, der uns nach Hintergrundinformationen befragte. Er zeigte sich sehr besorgt und fürchtete auch um den Ruf der Schule Bremer Straße.Vermutlich ist der Ruf der Lehranstalt der Grund, weshalb der Skandal bisher trotz vorhandener Informationen totgeschwiegen wurde. Es ist unfassbar, dass die Schicksale der betroffenen Kinder in den Hintergrund treten, um eine Fassade der heilen Welt zu erhalten. Wir fordern, dass die Missverhältnisse öffentlich gemacht und abgestellt werden!(iz)

Lesen Sie hierzu die Stellungnahme der Schulleiter im Gegenwind 173

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