Stoppt den Krieg!
Nov 292001
 

Demonstration gegen den Krieg in Afghanistan 

(ft/hk) Der Widerstand gegen den Krieg in Afghanistan verstärkt sich, und beinahe gar wäre die Rot-Grüne Regierungskoalition daran zerbrochen. In Wilhelmshaven waren am 10. November knapp 100 Menschen dem Aufruf des Bündnisses gegen Kriege gefolgt. Dass sich keine aus der Friedensbewegung bekannten Sozialdemokraten an der Demonstration beteiligten, war zu erwarten, dass aber auch nicht ein Hauch von Grün zu sehen war, verblüffte einige TeilnehmerInnen doch ein wenig. Schließlich hatte der Wilhelmshavener Kreisverband von Bündnis ´90/Die Grünen kurz vorher seine Ablehnung des Krieges veröffentlicht.

Demo AfghanistanDer Demonstrationszug bewegte sich vom Rathausplatz über die Marktstraße zur Nordsee-Passage, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Gesäumt wurde die Demonstration, besonders natürlich in der Marktstraße, von vielen WilhelmshavenerInnen. Ihr „Spinner“, „Arschlöcher“, waren unqualifizierte, aber häufig vorkommende Kommentare der in ihren gewohnten Samstagvormittag-Aktivitäten gestörten Bürger. Es gab aber auch Applaus von Einzelnen, andere schlossen sich der Demonstration an.
Die abschließende Kundgebung war für jede/n offen. Doch nur wenige nutzten die Möglichkeit, ihre Meinung zu Krieg und Terror offen auszusprechen. Nach einigen mehr oder weniger vorbereiteten Statements meldete sich auch ein Soldat zu Wort, der zwar Verständnis für die Demonstration zeigte, es aber auch für wichtig hielt, dass kein Wehrpflichtiger zum Einsatz käme und dass auch die anderen Soldaten seiner Meinung nach freiwillig daran teilnehmen, sich also frei entscheiden können.
Ein Redner wies darauf hin, dass es doch wohl ein Unding sei, dass in Wilhelmshaven, dem größten Marinestandort der Bundesrepublik, keine Beratung für Kriegsdienstgegner stattfindet. Das „Bündnis gegen Kriege“ reagierte rasch: Ab sofort ist auch in Wilhelmshaven eine fachkundige Beratung durch die DFG/VK gewährleistet:

Redaktionell überarbeitete Auszüge einer Rede vom 10. November:
„Ich spreche hier für keine Gruppierung. Ich möchte etwas sagen zu den Ursachen von Terror und Kriegen. Die Unterscheidung von beiden halte ich für schwierig; es gab und gibt eine ganze Anzahl renommierter Politiker, die Terroristen waren und umgekehrt. Die Ursachen für Terror und Krieg sind immer wirtschaftliche. Im jetzigen Beispiel geht es um Öl, Gas und andere Bodenschätze aus den Staaten nördlich von Afghanistan.
Menschen, die Terror ausüben und Kriege führen wollen, müssen den Menschen gute Begründungen dafür liefern, sonst macht keiner mit. Die Christen haben das Christentum mit Feuer und Schwert verbreitet. Die Chinesen erklärten alle Völker außerhalb ihrer Grenzen zu Barbaren. Bin Laden möchte die Herrschaft des Westens durch die Herrschaft des Islam ablösen, auch für ihn sind die Westler minderwertig. Aber auch im Namen der Vernunft und der Republik, für Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit sind Zehntausende geköpft worden. (…) Religionen und Ersatzreligionen dienen den Herrschenden und auch ihren Widersachern dazu, Leute für ihre Kämpfe zu gewinnen. Das war im „1000-jährigen-Reich“ und auch im totalitären Kommunismus so.
Den Islam kennen wir oberflächlich, aber was ist die Religion des Westens? Die Religion des Westens ist unser den Weltfrieden immer wieder gefährdendes Goldenes Kalb der egoistischen grenzenlosen Freiheit, der Selbstvergötterung und Beinahe-Allmacht.
Wir in der BRD müssen erkennen, dass wir mit der Weltmacht USA im selben Boot sitzen, aber nicht als Partner, sondern als gehorsamer Vasall. Die Völker der Welt verachten uns vielfach dafür.
Wir in der BRD müssen auf der Hut sein, wenn man uns Andersgläubige zu Fremden und Feinden machen will. An unseren Schulen sollte das Fach „Religions- und Weltanschauungskunde“ eingeführt werden, damit alle Kinder mit allen Glaubensbekenntnissen und Weltanschauungen bekannt gemacht werden. Dadurch werden diese Schmiermittel für Kriege stumpf!
Jeder Krieg ist auch ein Krieg um und mit Worten. Zum Beispiel das Wort Solidarität. Mit Amerika, so will es der Kanzler, sollen wir solidarisch sein – okay. Mit den Opfern des unglaublichen Anschlags – ja! Solidarität auch mit dem amerikanischen Volk, das für Öl in den Krieg geschickt wird. Vor allem aber sind wir solidarisch mit den Völkern der Welt, die unter unserer Weltordnung leiden, denen wir mit Krieg drohen und sie auch damit überziehen. Mit diesen Solidarität! Nicht aber, wenn Schröder dieses Wort in den Mund nimmt!
Die Chance, dass alle Menschen menschlich leben, können liegt in der Idee des sozialen Humanismus aus dem Erbe des Sozialismus-Kommunismus. Auf diesem Fundament allein ließe sich eine tragfähige Weltordnung bauen.“

Foto: Frank Tunnat

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