Bundestagswahl 2002
Okt 012002
 

Wilhelmshaven sieht rot

Wenig Überraschendes, aber einiges Interessantes zur Bundestagswahl

(red) Das war endlich mal eine richtig spannende Bundestagswahl, bei der es sich gelohnt hätte, die Wahlparty im Pumpwerk zu besuchen. Die fand leider nicht statt bzw. war ins Rathaus verlegt worden. Naja… Die Ergebnisse kennen alle Gegenwind-LeserInnen schon aus dem Fernsehen und (bezogen auf unseren Wahlkreis) aus der „WZ“. Wir schauen auf einige Auffälligkeiten des Wahlverhaltens in Wilhelmshaven.

Wahlbeteiligung

Die Wahlbeteiligung in Wilhelmshaven lag mit 77,02 % leicht unter der des Wahlkreises 27, wo 78,4 % der Wahlberechtigten ihre Stimme abgaben. 14,51 % der wahlberechtigten WilhelmshavenerInnen nutzten die Briefwahl; von denen, die tatsächlich gewählt haben, taten das 18,84 % per Brief. Da das Wahlamt die Briefwähler anders gruppiert als nach den Wahlbezirken, ist es ein wenig schwierig, z.B. die Wahlbezirke mit den besonders wahleifrigen oder die mit den besonders wahlunlustigen BürgerInnen auszumachen. Die im Folgenden genannten Schlaglichter beziehen sich nur auf die, die am 22. September persönlich im Wahllokal ihre Kreuzchen gemacht haben.
Die mit weitem Abstand niedrigste Wahlbeteiligung gab es im Bezirk Heppens-Nord, wo nur 30,81 % wählten. Am höchsten war die Wahlbeteiligung in Langewerth mit 77,5 %; ebenfalls recht hoch war sie im Lindenhof, im Pädagogenviertel, im Europaviertel-Nord/Neuende, im Europaviertel-Süd/Maadetal, in Aldenburg, in Neuengroden-Süd und –Nord, im Maadebogen, in Altengroden-Südost, in Coldewei-Himmelreich, in Rüstersiel, in FGroden-Südwest, in Voslapp und in Fedderwarden.

Wer wählte wie?

Welchen Parteien eine hohe Wahlbeteiligung nützt oder schadet, lohnt sich in einer SPD-Hochburg wie Wilhelmshaven nicht zu untersuchen. In fast allen Wilhelmshavener Wahlbezirken liegt die SPD sehr deutlich vor der CDU. Lediglich das Villenviertel-West wählte stramm Schwarz-Gelb: Mit 40,4 % für die CDU und 11,7 % für die FDP hätte dieser Bezirk der Republik eine Regierung Stoiber beschert. Eine ebenso klare Mehrheit hatten CDU/FDP ansonsten nur noch bei den BriefwählerInnen aus Europaviertel/Wiesenhof/Neuende.
SPD-Hochburgen gibt es in der SPD-Hochburg Wilhelmshaven zahlreich: Deutlich über 60 % bekamen die Sozialdemokraten in Siebethsburg, in FGroden und in Voslapp, 60,9 % im Inselviertel, 70,8 % gar im Lindenhof.
Interessant sind vielleicht auch noch die Wilhelmshavener Bezirke, in denen die Grünen gut abschnitten: In der östlichen Südstadt wählten 11,5 %, in Südstadt-Mitte 9,2 % und im östlichen Villenviertel 9,1 % die Grünen.
Die Republikaner haben in dieser Wahl keine Schnitte mehr bekommen. Über 2 % kamen sie nur in drei Wahlbezirken: In Bant-Süd 2,9 %, in Tonndeich-Ost 2,4 %, in FGroden-Mitte 2,5 %.

Erststimmen – Zweitstimmen

Dem Ausscheiden von Erich Maaß aus dem Bundestag widmen wir einen eigenen Artikel in dieser Ausgabe. Mit 33,3 % der Erststimmen hat er sein bis dahin schlechtestes Ergebnis von 1998 noch unterschritten. Nach all den Querelen in seiner Partei sollte man erwarten, dass (Zweitstimmen-)CDU-Wähler ihm ihre Erststimme verweigert hätten, aber weit gefehlt – er bekam immerhin 32,1 % der Erststimmen, während die CDU sich mit 30,9 % begnügen musste. In absoluten Zahlen liest sich das noch beeindruckender: 16.704 Stimmen für Maaß gegenüber 15.631 für die CDU – hat er über 1000 persönliche Fans? Nein, gut 500 dieser Stimmen werden von FDP-Wählern gekommen sein, die ihre Erststimme beim FDP-Direktkandidaten Dr. Völkel von vornherein als vergeudet gesehen haben. Trotzdem ein interessanter Unterschied!
Dass Karin Evers-Meyer ihre in Wilhelmshaven gut bekannte und verankerte Vorgängerin Gabriele Iwersen an Erststimmen übertreffen würde, war ebenfalls nicht zu erwarten. Ihr Plus an Erststimmen gegenüber den Zweitstimmen für ihre Partei, die SPD, beträgt knapp 1000 und erklärt sich nur zum Teil mit grünen Wählern, die ihre Erststimme nicht an einen von vornherein aussichtslosen Direktkandidaten verschenken wollten. Der hat in Wilhelmshaven fast 800 Stimmen weniger als seine Partei bekommen.

Sorry, the comment form is closed at this time.

go Top