Küstenmuseum
Jan 082003
 

Wird’s endlich was?

Das Küstenmuseum hat eine neue Leiterin

(hk) Lange Jahre fristete das Küstenmuseum in ungeordneten Kästen und Kisten einen harten Überlebenskampf. Jetzt endlich soll es zu neuem Leben erweckt werden. Dieses Kunststück will Frau Dr. Karin Walter unter Mithilfe der Bevölkerung und des Fördervereins Neues Küstenmuseum vollbringen. Wann das Museum seine Pforten für die Bevölkerung öffnen wird, ist noch nicht so ganz klar.

Walter_KarinFür alle kam die Meldung, dass Frau Walter die neue Leiterin des Küstenmuseums wird, völlig überraschend. So erklärte die Geschäftsführerin der Wilhelmshavener Projekt Gesellschaft (WPG), Aida Kleinschmidt, noch im November-Gegenwind voller Stolz, dass jetzt endlich ein neuer Leiter fürs Küstenmuseum gefunden sei und sie mit ihm auch schon in ständigem Kontakt stehe. Ende November hieß es dann, dass der besagte Herr abgesagt habe und nach Gesprächen mit den weiteren Bewerbern eine qualifizierte und erfahrene Kunsthistorikerin ausgewählt worden sei. Damit hat die WPG den bisher von der Nordseepassage gehaltenen Rekord im Wilhelmshavener Volkssport „Geschäftsführerwechsel“ in eine neue Dimension katapultiert. Wir hoffen, dass es Frau Walter gelingen wird, einen Ausdauer-Rekord aufzustellen.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der WPG, Jens Stoffers, stellte die neue Leiterin des Küstenmuseums mit den Worten vor: „Ab 1.1.2003 heißt es Volle Fahrt voraus mit dem Neuen Küstenmuseum!“ Die Entscheidung für Frau Dr. Walter war vom Aufsichtsrat einstimmig gefasst worden. Ausschlaggebend für die Wahl waren ihre fachliche Kompetenz, ihre beruflichen Erfahrungen und ihre Kenntnisse in verwaltungstechnischen Dingen.
Dr. Karin Walter ist gebürtige Schwäbin, hat in Würzburg und Wien Kunst und Volkskunde studiert, in verschiedenen Museen gearbeitet, promovierte schließlich mit dem Thema Fotografie und Postkarten. Im ehemaligen Postmuseum (heute Museum für Kommunikation) in Hamburg erarbeitete sie einen Katalog zum Thema Schiffspost und machte eine Weiterbildung zum Komplex Museumsmanagement.

Dialog durch die Glaswand

Konkret konnte Frau Walter natürlich noch nicht viel zur inhaltlichen Ausgestaltung des Küstenmuseums sagen, sie hatte zum Zeitpunkt des Gespräches noch keine Gelegenheit gehabt, sich mit den geheimnisvollen Kisten und Kästen auseinanderzusetzen. Sie hat die Vorstellung, dass die Wiedereröffnung des Neuen Küstenmuseums nicht auf die lange Bank geschoben werden sollte, und will eine ‚gläserne Inventarisierung’ durchführen, also die WilhelmshavenerInnen schon während dieser eigentlichen Vorbereitungsphase in das Museumsgeschehen einbeziehen.
Im Neuen Küstenmuseum soll es neben der Dauerausstellung auch Sonder- und Wechselausstellungen geben. Die Dauerausstellung kann zwangsläufig nicht alle Aspekte der Küstengeschichte berücksichtigen. Darum wird es auch themenbezogene Sonderausstellungen geben. Frau Dr. Walter legt auch viel Wert auf die Zusammenarbeit mit anderen Museen und strebt gemeinsame Projekte und einen Austausch von Ausstellungen an. Das Neue Küstenmuseum soll ein Museum zum Wohlfühlen werden, ein Museum, mit dem sowohl Kinder/Schüler als auch Erwachsene etwas anfangen können. Es soll, so Karin Walter, „eine sinnliche Ebene zur Erfassung der Stadt“ werden.
Das Neue Küstenmuseum soll Teil der Wilhelmshavener Museumslandschaft um Marinemuseum, Oceanis und Wattenmeerhaus werden. Es soll zu einem Magneten für die Touristen und gleichzeitig zu einem Museum für die Wilhelmshavener Bevölkerung werden, in dem diese sich wiedererkennen kann.
Wir hoffen, dass es Dr. Walter gelingt, diesen Balanceakt zu vollziehen, und noch mehr hoffen wir, dass dem Neuen Küstenmuseum endlich die jahrelang so schmerzlich vermisste Unterstützung seitens der Stadt zukommt, die dieses Projekt verdient.

Kommentar:

Coole Kompetenz

Dr. Karin Walter hinterließ nicht den Eindruck, dass sie eine „große Macherin“ ist. Eine große Macherin würde das Neue Küstenmuseum auch nur dann brauchen, wenn es, wie in den letzten Jahren so vieles, der große Durchbruch zu internationaler Anerkennung für Wilhelmshaven werden sollte. Doch mit Arno Schreiber hat der Hauptverfechter dieser Großmannssucht und des ständigen Buhlens um Anerkennung und Schulterklopfen die Wilhelmshavener Bühne verlassen. Da könnte sich mit Eberhard Menzel doch einiges zum Guten entwickeln.

Dr. Walter wirkte während des Vorstellungsgespräch etwas ‚hausbacken’, was ja nicht negativ sein muss und auch nicht unbedingt stimmen muss – eben nur ein subjektiver Eindruck.
Konkrete Vorstellungen zum Neuen Küstenmuseum konnte sie noch nicht präsentieren – wie denn auch, sie wusste ja auch erst seit wenigen Tagen, dass der Aufsichtsrat der WPG sie für diese sicherlich nicht sehr einfache Aufgabe ausgewählt hatte.
Dr. Walter strahlte immer dann Kompetenz aus, wenn es um Organisationsfragen ging, wenn es darum ging, wie man ein Museum aufbaut, wenn es um Zusammenarbeit oder um Zielgruppen ging.
Diese ‚coole’ Kompetenz könnte dafür ausschlaggebend sein, dass sie es schafft, aus den modernden Kisten des alten Küstenmuseums ein Neues Küstenmuseum aufzubauen.
Sie wird die Angriffe der Wilhelmshavener Amigos und Seilschaften abwehren müssen, sie kann aber auf eine große Zahl von Förderern, ehrenamtlichen Helfern, kundigen BürgerInnen und fachkundigen Verwaltungsleuten bauen.
Doch Dr. Walter sollte auch klar sein, dass wir hier kein Schickeria-Touristen-Museum brauchen. Wir brauchen ein Museum für uns, für unsere Kinder, Enkel und Eltern, in dem wir uns und unsere Stadt wiedererkennen.

Hannes Klöpper

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