Pumpwerk
Jan 282004
 

Das waren wir!

Rück-, Ein- und Ausblicke

(hk) Tüchtig ins Gerede gekommen ist das Pumpwerk, seit Frau Kleinschmidt in der Wilhelmshavener Touristik- und Freizeit GmbH (WTF) das Zepter übernommen hat. Mit einem erbarmungslosen Trick setzte sie die Wilhelmshavener Gruppen vor die Tür: Jetzt kostet alles Geld. Und 300 Euro kann kaum eine der Gruppen aufbringen, die aufs Pumpwerk angewiesen sind, um ihre Ideen, Forderungen usw. der Öffentlichkeit präsentieren zu können.

Und so kam es, wie es kommen musste: Das Pumpwerk verkam zu einer Veranstaltungsstätte für die Veranstaltungen, die die Stadthalle nicht füllen konnten. An die Stelle von Bürgerinitiativen und Friedensgruppen traten jetzt die Banker.

Ein Rückblick:

1976 wurde das alte Pumpwerk an der Deichbrücke zum Kulturzentrum. Es wurde ein Programm angeboten, wie es die Republik noch nicht gesehen hatte. Jazz, Punk und Rock, Informationsveranstaltungen zu Atomkraft, Chemie, Schulen, Militarismus, Schwulen, Rassismus, Internationalismus. Filme, die sonst nirgends eine Chance hatten, gezeigt zu werden. Kabarett und Theater vom Feinsten oder auch einfach von der Straße.Pumpwerkprogramm2
Und so dauerte es auch nicht lange, bis sich die unterschiedlichsten Wilhelmshavener Gruppen das Pumpwerk als ihre Heimat aussuchten. Umweltschutzbewegung, Vereine verschiedenster Nationalitäten, die Friedensbewegung, alternative Zeitungen – sie alle fanden im Pumpwerk nicht nur Räume, um sich zu treffen, sie fanden hier auch Leute, die sich dafür einsetzten, dass die Interessen der Gruppen einen Weg in die Öffentlichkeit fanden.
Das Konzept, dass all die Gruppen, die sonst in der Gesellschaft kaum Gehör fanden, sich im Pumpwerk treffen konnten und gleichzeitig auch noch durch ein Mitarbeiter-Team unterstützt wurden, um ihre Vorstellungen auch öffentlich zu machen, machte Furore in der Republik.
Es fanden, überspitzt gesagt, regelrechte Wallfahrten nach Wilhelmshaven statt, um Genaueres über das Pumpwerk-Konzept zu erfahren. Unzählige Kulturzentren wurden nach dem Vorbild des Pumpwerks aufgebaut!
Widerlich stinkende Toiletten in einem Nebengebäude, unzumutbare Verhältnisse für die Akteure und viele andere Kleinigkeiten sorgten 1990 dafür, dass das Pumpwerk umgebaut wurde. Auf unsere Frage, ob mit dem bevorstehenden Umbau auch konzeptionelle Änderungen einhergehen, antwortete der damalige Geschäftsführer der FREIZEIT, Rüdiger Kramp: „Wir wären schön blöd, wenn wir das, was sich in 12 Jahren Pumpwerk bewährt hat, verändern würden.“
Das „neue“ Pumpwerk präsentierte sich nicht nur im neuen Outfit, auch programmatisch änderte sich einiges: Es wurde jetzt mehr Wert darauf gelegt, dass die Veranstaltungen sich rechnen, die politisch arbeitenden Gruppen hatten sich aus dem Pumpwerk zurückgezogen (u.a. auch, weil es keine Räume mehr gab), das Pumpwerk wurde fester Bestandteil der Planung der Tournee- und Konzertagenturen. Das Pumpwerk als Anlaufpunkt, als Treffpunkt, wo man einfach mal so hinging, hatte aufgehört zu existieren. Das Programm wurde ausgedünnt, das Pumpwerk war monatlich an mehr Tagen geschlossen als geöffnet.
Der endgültige Niedergang des Pumpwerks als soziokulturelles Zentrum wurde dann mit der neuen Preispolitik der WTF eingeläutet. Die Chance für Bürgerinitiativen, Theatergruppen oder andere Interessenten, ihre Vorstellungen in der Öffentlichkeit zu präsentieren, wurde durch die ausschließlich betriebswirtschaftliche Sichtweise der neuen WTF-Geschäftsführerin Aida Kleinschmidt auf den Nullpunkt gesenkt.
Doch irgendwann ist das Maß voll! So gibt es immer mehr Menschen, die sich laut zu Wort melden, die das Pumpwerk wieder als ihren Treffpunkt sehen wollen – mit sonntäglichem Frühschoppen, mit Veranstaltungen „von unten“.
Mit dieser lauter werdenden Unzufriedenheit hat es wohl auch zu tun, dass ab Februar 2004 wieder der Frühschoppen Bestandteil des Pumpwerkprogramms sein wird. Doch ein Frühschoppen pro Monat bringt uns unser Pumpwerk nicht zurück – es ist aber ein Anfang.
Unter der Überschrift „Das Pumpwerk soll wieder hell ins Land leuchten“ berichtete die Wilhelmshavener Zeitung am 27. Dezember über eine Initiative Wilhelmshavener BürgerInnen, die das Pumpwerk ‚wiederbeleben’ wollen.
Man will nicht hinnehmen, „dass das einstige Aushängeschild der Stadt an den meisten Abenden im Jahr im Dunkeln liegt.“
Im Frühjahr soll dann eine Veranstaltung (natürlich im Pumpwerk) „dem Gedächtnis der Gründergeneration auf die Sprünge helfen, den Jüngeren zeigen, welche Anziehungskraft das Pumpwerk einmal hatte.“
Hierfür suchen die Initiatoren noch „Erinnerungsstücke“ – alte Fotos, Videos, Plakate, Programme – ein Aufruf an alle Freunde des Pumpwerks!
WTF-Geschäftsführerin Aida Kleinschmidt hat den Pumpwerk-Mitarbeitern die Beteiligung an dieser Basis-Initiative gestattet!


 Wieder Frühschoppen im Pumpwerk

„Live and for free“

Beck’s und Orange, die neue Gastronomie des Pumpwerks, lassen die alte Pumpwerktradition des Sonntagsfrühschoppens wieder aufleben. Jeden ersten Sonntag im Monat findet im Pumpwerk ein Musikvergnügen der besonderen Art statt, im Sommer bei schönem Wetter draußen im Biergarten. Der Eintritt ist frei! Zum ersten Frühschoppen ist am Sonntag, dem 01. Februar, ab 11.30 Uhr das „Ali-Claudi-Trio“ geladen. Das Frühstücksbuffet im Orange ist ab 10.00 Uhr geöffnet.

Das „Ali-Claudi-Trio“ besteht seit 1976 – exakt dem Gründungsjahr des Pumpwerks. In dieser Formation fanden sich drei versierte Musiker zusammen, um jenseits aller konservativen und progressiven Stilordnungen zu musizieren. Die Musik ist eine gelungene Mischung aus Modern Swing in der Tradition eines Barney Kassel, Blues, wie ihn Kenny Barrell und Grant Green auslegen, und Country Rock in der Nähe eines J.J. Cale.


 

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