Neulich auf Siebethsburg
beobachteten Anwohner, wie eine Gruppe Jugendlicher ein Buswartehäuschen zerlegte. Um dies sinnlose wie unsoziale Tun zu stoppen, wählten die erzürnten Beobachter den Polizeinotruf. Es dauerte lange Zeit, bis dort jemand an den Apparat ging, und noch länger, bis ein Peterwagen auftauchte.
Derweil waren die Randalierer über alle Berge. Tags drauf kehrten sie, in Begleitung von Mädchen und mit Fotohandys ausgestattet, zurück, um ihre Heldentat zu demonstrieren und zu dokumentieren. Die geschädigten Haltestellennutzer riefen erneut bei der Polizei an mit dem Hinweis, ein Zugriff auf die am Vortag Entkommenen sei nun möglich. Wiederum zeigten die Beamten wenig Engagement, ihre Vandalismus-Aufklärungsquote zu steigern.
Einige Tage später kamen zwei andere Jugendliche vorbei, entfernten einen Begrenzungspfahl am Radweg neben der Bushalte und warfen ihn Richtung Graben. Wiederum unbehelligt und bei Tageslicht. Den Anwohnern war die Lust auf Anrufe bei der Polizei vergangen.
Keine Jugend ohne Streiche. Mit 10, 11 Jahren Klingelstreiche. Mit 13, mit 14 mal ein Fenster einwerfen. Ausprobieren, wie die Nachbarn reagieren und ob man schneller laufen kann als sie schimpfen. Aber mit 19, 20 und älter ganze Infrastruktureinrichtungen platt machen, dazu Außenspiegel von vorschriftsmäßig geparkten Autos abtreten und was in Siebethsburg und anderswo noch so passiert: Das weckt tiefe Zweifel an der Entwicklung junger Erwachsener, die ein Teil der Zukunft unserer Stadt, unserer Gesellschaft sein sollen. Man muss kein Spießer sein, um das nicht mehr lustig zu finden. Nun haben wir schon nachweislich zu wenig Einwohner unter 20 Jahren, und von den wenigen lässt dann ein Teil kaum einen Beitrag zu einer lebenswerten Stadt erwarten. Da ist noch viel Kreativität nötig, um offensichtlich überschüssige Energien in konstruktive Bahnen zu lenken. (red)
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