10 Jahre Wilhelmshavener Tafel
Sep 032008
 

Deutlich

Seit 10 Jahren gibt es die „Tafel“ in Wilhelmshaven. Als sie gegründet wurde, gab es bundesweit schon 130 Tafeln, und man hoffte (und erwartete?), dass bis heute ein solches Hilfsunternehmen nicht mehr nötig sein würde. Doch mittlerweile sind es 800, und es ist kein Ende abzusehen.


TafelAm 31. August fand im Gemeindehaus Heppens ein Empfang zum 10-jährigen Bestehen der Wilhelmshavener Tafel statt, der so gut besucht war, dass es eng wurde im Saal.
Die Wilhelmshavener Tafel ist zu einem mittleren Dienstleistungsunternehmen geworden: 30.000 Arbeitsstunden und 40.000 gefahrene Kilometer im Jahr; in diesem Jahr 1500 Personen (40 % davon Kinder), die mit Lebensmitteln versorgt werden, die sie sich nicht leisten können – das ist einerseits ein Grund, stolz und zufrieden zu sein, aber es ist auch ge- und bedenkenswert. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, zitierte der 1. Vorsitzende der Wilhelmshavener Tafel, Peter Meyer-Dammast aus der Bibel, und er fuhr fort: Menschen brauchen auch Aufgaben und Perspektiven, sie brauchen Arbeit zu befriedigenden Bedingungen. Und an dieser Stelle fand er sehr deutliche Worte: Die Tafeln sind zu einem Reparaturbetrieb für eine verfehlte Wirtschaftspolitik geworden. Auch er hatte die Studie der Universität Duisburg-Essen zur Kenntnis genommen, die kurz zuvor veröffentlicht worden war: Wenn die Löhne derjenigen, die als Geringverdiener gelten, seit 1995 um 13,7 % gesunken sind und im gleichen Zeitraum die Zahl der Geringverdiener von 15 % auf 22 % angestiegen ist, dann brauchen wir eine andere Wirtschafts- und Sozialpolitik.
Da es von der Stadt Wilhelmshaven bislang stets nur Schulterklopfen und aufmunternde Worte gegeben hat, sorgte das „Geburtstagsgeschenk“ der Stadt Wilhelmshaven, das Ursula Aljets überreichte, für viel Applaus, beim Vorstand der Tafel sogar für großen Jubel: 3000 € für einen Zweck, den Frau Aljets nicht öffentlich nannte, der aber schon seit Jahren ein Juckepunkt für den Verein ist. „Ich wünsche Ihnen für die Zukunft, dass Sie in 10 Jahren nicht mehr gebraucht werden“ – daran, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht, ist allerdings zu zweifeln. (noa)

 

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