1.Mai
Mai 102000
 

"Jetzt aufbrechen: Für mehr Beschäftigung"

so hieß das bundesweite Motto des diesjährigen 1. Mai.

Mit diesem Slogan haben die Gewerkschaften eine neue Offensive für mehr Beschäftigung gefordert. Doch in Wilhelmshaven sind sehr wenige Menschen aufgebrochen, um für mehr Arbeitsplätze zu demonstrieren.

maiEine Demonstration fand ja auch gar nicht statt. Zogen die Arbeiter noch bis vor einigen Jahren mit roten Fahnen und Transparenten durch die Stadt, so trifft man sich heute nur noch mit ein paar Leuten zu einer Kundgebung, gerahmt von Bierbuden, Dönerständen und Glücksrädern. Der traditionelle 1. Mai, seit über 100 Jahren der internationale Kampftag der Ausgebeuteten und Unterdrückten, ist zu einem Sommerfest verkommen, auf dem den RednerInnen nur noch mit einem halben Ohr zugehört wird und uniformierte Ordnungshüter sich während der Maireden lautstark mit ihren Kumpels über den letzten Skatabend unterhalten. Der Applaus bleibt auch aus. Es klatscht sich ja auch schlecht mit dem Würstchen in der einen und dem Bier in der anderen Hand. In Gedanken ist man ja sowieso schon bei den Kleingewinnen und dem leckeren Kuchen an den Ständen der politischen Organisationen und Parteien. Vielleicht ist es ja auch gar nicht mehr nötig, Politik zu machen, denn der 1. Mai ist in Wilhelmshaven eher ein Frühschoppen geworden, auf dem man sich mit den alten Kumpels (oder Kämpfern) trifft.

Die Gewerkschaften reagieren mit diesem Mai-Fest-Charakter der Wandervogel-Bewegung der zwanziger Jahre auf die schwindende Teilnahme-Bereitschaft. Doch hat ein solches Maifest noch etwas mit der Forderung nach gerechtem Lohn, menschenwürdigen Arbeitsbedingungen, Abbau der Arbeitslosigkeit, Frieden in der Welt zu tun? Und wo sind die Leute geblieben, die mehr Beschäftigung fordern? Früher hieß das Motto: „Auf die Straße!“.

Es wird Zeit, dass am 1. Mai wieder die roten Fahnen wehen, zumindest in den Köpfen!

Frank Tunnat


 

Alles Wurst?

1 mai 87Die Gewerkschaft eine Ware? 1987 verwendeten die Gewerkschaften ein Bild für ihr Maiplakat, mit dem auch eine Wurstfabrik für ihre Produkte warb. Ursprünglich war das Bild Titel einer Broschüre des Niedersächsischen Sozialministeriums zum Niedersächsischen Altenplan 1985. Solche Patzer geschehen, wenn, wie 1987 geschehen, die Gewerkschaften sich von Werbeagenturen vermarkten lassen.

Die Gewerkschaften haben in den 110 Jahren des 1.Mai viele gute und noch heute aktuelle Plakate herausgegeben – die besten kamen immer von Künstlern, die in den Gewerkschaften aktiv waren, denen die Sorgen, Nöte und Forderungen der arbeitenden Menschen kein Fremdwort waren. Eine Dokumentation von Udo Achten über Texte, Bilder und Lieder zum 1.Mai ist 1990 im Bund-Verlag erschienen: „Wenn ihr nur einig seid“. Dieser Dokumentation entnahmen wir auch die auf dieser Seite veröffentlichten Bilder. (hk)

 

 

 

 

 Posted by at 17:43

Sorry, the comment form is closed at this time.

go Top